Archiv für August, 2010

Probleme

Veröffentlicht: August 20, 2010 in Gedichte
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Es stehen graue Gespenster vor meinem Fenster,
Sie starren gebannt in mein bleiches Gesicht.
Ihre Klauen sie scharren, kratzen und knarren,
An meiner Psyche, doch ich weiche nicht.

Es drängen Verkannte, Verlorne, Verbannte,
Vor meiner Schwelle und wollen herein,
Ihre Augen, sie brennen und funkeln wie Gemmen!
Der Dämonen sind viele, nur ich bin allein.

Es tritt auf der Geister – Gebieter und Meister,
Durch die wabernden Massen sticht er hervor,
Seine Stimme ein Flüstern, ein schnarrendes Knistern,
Ganz leise und zärtlich klopft er an mein Tor.

Es hilft mir kein Weinen, kein Zetern und Greinen,
Dem Herrn der Gespenster verlangt es mit Gier,
Meinen Geist zu bezwingen, mein Herz zu verschlingen,
Mit eiskalten Klauen greift er fordern nach mir.

Es hat keinen Sinn dass ich Rechtschaffen bin,
Die Schemen der Fragen, sie scheren sich nicht.
Denn das einzige Streben in ihrem Leben,
Ist der Anblick der Tränen in meinem Gesicht.

© Sybille Lengauer

Du wandelst weltfremd über Leichen,
Schwebst übers staubgrau der Geschichte,
Stellst für den jungen Hass die Weichen,
Ersinnst, noch während ich hier dichte,
Dir neue, alte Feindchimären,
Die ohne dich nur Geister wären,
Und spuckst der Logik ins Gesicht,
Für dich allein besteht sie nicht.
Du grollst des Menschen Farbenspiel,
Verachtest seine Hülle,
Dein einzig, wahres Lebensziel,
Zerstört des Daseins Fülle,
Du stichst dein schmählich’ Manifest,
Ins hirnentleerte Wespennest,
Ergötzt dich an des Wortes Saat,
Und träumst von einem „reinen“ Staat.
Du denkst dein Weltbild sei noch richtig,
Wenn hinter dir schon Mauern fallen,
Der Menschheit Würde ist dir nichtig,
In ihre Anmut schlägst du Krallen,
Verbrennst die Unschuld ohne Güte,
Ersetzt sie durch dein Hassgewüte,
Doch musst auch zu zuletzt erkennen:
Am Ende wirst du selber brennen.

© Sybille Lengauer