Lass uns ein bisschen übers Leben reden, wenn sich Gefühle regen und die Gedanken aus dem Dunkel hin zum Licht bewegen. Wenn die Haut sich kräuselt, wenn das Fleisch sich windet. Wenn das Gehirn, ganz zaghaft tastend, Antwort findet. Wenn man das Ungedachte sucht mit scheuem Blick und plötzlich schreckensbleich erkennt, es starrt zurück.
Lass uns ein bisschen fragen wie man sich wohl fühlt, wenn man den Schlaf erkennt, der jede Regung lähmt, der Menschen fügsam macht und selbst das freie Atmen hemmt. Wenn man bemerkt, dass man nicht ist was man an anderen vermisst. Wenn die Erde bebt, sich der Vorhang hebt und das was auf der Bühne klebt ist nichts als Blut.
Lass uns ein bisschen raten ob man es goutiert, wenn sich das Leben langsam auseinanderschmiert und nicht ein Funke ungeniert mit redlich‘ Weisheit scheint verziert. Wenn sich die Taten rächen und von Selbstzweck sprechen, wenn Träume seifenblasengleich in tausend Stücke brechen. Weil man erkennt, dass man nicht ist was man bei anderen vermisst. Wenn man im Unbekannten wühlt nach etwas Glück und schließlich einsieht: es ist wie ein schlechter Fick.
Lass uns ein bisschen übers Hoffen reden, wenn sich die Augen heben und sich die Stimmen aus dem Kopf direkt ins Herz begeben. Wenn die Zunge plötzlich durch die Lippen sticht und man die Worte spricht, durch die man Regeln bricht. Wenn man die Fäuste hebt, wenn der Körper bebt und das was an den Fingern klebt ist nichts als Wut.
© Sybille Lengauer