She’s dead

Veröffentlicht: April 21, 2011 in Geschichten oder so ähnlich
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PieP, PieP, PiiiiieP.

 Als der Wecker ihn erbarmungslos aus seinen Träumen riss, fiel sein Blick wie selbstverständlich auf die neben ihm liegende Gestalt. Still und farblos lag sie neben ihm und atmete flach in das welke, orangebraune Kissen. Ihr Körper wirkte von den durch die Jalousie fallenden Sonnenstrahlen wie in helle und dunkle Streifen geschnitten. Der linke Nasenflügel zuckte leicht, als seine Hand über ihr verwaschenes Haar glitt. Ein kurzes zucken der Augenbraue, ein etwas widerwilliges grunzen, dann drehte sie sich auf die andere Seite und schlief weiter. Die Müdigkeit aus den Augen reibend, stand er auf und schlurfte ins angrenzende Badezimmer. Während er den laufenden Fernseher passierte, sah er beiläufig in ein hässliches Schminkgesicht, das monoton die neuesten Schreckensnachrichten durchs Zimmer flüsterte. Gewohnheitsmäßig schaltete er den plappernden Apparat ab. An der Badezimmertür hingen schief geklebte Schwarzweißbilder von hübsch fotografierten Ärschen, die er beiläufig registrierte.  Leise schloss er die Tür.

Das schöne bordeauxrot der Fliesen kämpfte vergebens gegen das schrille Gelb der auf dem Boden verteilten Handtücher. Kleine Staubgebilde wirbelten sanft in dem von ihm erzeugten Luftzug. Unzählige aufgeklebte Schmetterlinge starrten ihn von den Wänden an, während er sich auf das Klo plumpsen ließ. Sein Blick fiel auf einen überfüllten Aschenbecher, zerfledderte Bücher und eine leere Klopapierrolle. Ärgerlich. Auf der verstaubten Waage, die halb unter dem Waschbecken versteckt stand, lag eine Packung Feuchttücher. Erleichtert begann er eine gemütliche Morgenrunde Tetris zu spielen, während sich sein Körper von den nächtlichen Häufungen befreite. Aus dem Schlafzimmer drang leichtes Schnarchen, das rasch von seiner elektrischen Zahnbürste übertönt wurde. Sorgfältig putzte er seine Zähne, betrachtete dabei sein Spiegelbild im fleckigen Alibert. Fügte den Flecken ein paar weitere Spritzer Zahnpasta hinzu. Spuckte ins Waschbecken. Als er fertig war und aus dem Badezimmer trat, hatte sie sich unter der Decke verkrochen, nur noch ein wuscheliger Haarschopf lugte aus der Bettenburg hervor. Vorsichtig öffnete er den Schrank, holte Shirt, Hose und Socken aus einem Gewühl an Kleidern. Zog sich an und bemerkte erst beim Schließen des Reißverschlusses, dass er vergessen hatte, die Unterhose zu wechseln. Zog seufzend erneut die Hose aus.  Fertig angezogen verließ er leise das Schlafzimmer. Ging in die Küche um Tee zu kochen und sah dabei gedankenverloren aus dem Fenster. Nachbars Garten war wie immer akkurat gepflegt und erübrigte sich eines zweiten Blickes. Als er den Zucker in seiner Tasse verrührte berührte ihn ihre Hand vorsichtig an der Hüfte. Lautlos war sie hinter ihn getreten und nun legte sie ihren schlaftrunkenen Kopf gegen seine Schulter. Still standen sie in der Küche, begrüßten zögerlich den neuen Tag.

PieP, PieP, PiiiiieP.

Als der Wecker ihn erbarmungslos aus seinen Träumen riss, fiel sein Blick wie selbstverständlich auf den leeren Platz neben ihm. Unbenutzt lag das welke, orangebraune Kissen da. Ihr Geruch hing immer noch ein wenig in dem alten Stoff. Die durch die Jalousie fallenden Sonnenstrahlen schnitten das Zimmer in helle und dunkle Streifen. Seine geschwollenen Augenlider zuckten leicht, als seine Hand über die sanfte Einbuchtung in der Matratze glitt. Die Traurigkeit aus den Augen reibend, stand er auf und schlurfte ins angrenzende Badezimmer. Während er den laufenden Fernseher passierte, sah er beiläufig in ein hässliches Schminkgesicht, das monoton die neuesten Schreckensnachrichten durchs Zimmer flüsterte. Gleichgültig ließ er den plappernden Apparat laufen. An der Badezimmertür hingen schief geklebte Schwarzweißbilder von hübsch fotografierten Ärschen, die er gar nicht registrierte.  Mit einem dumpfen Knall schloss er die Tür. Das schöne bordeauxrot der Fliesen kämpfte vergebens gegen das deprimierend gelbliche Weiß der auf dem Boden verteilten Taschentücher. Kleine Staubgebilde wirbelten hektisch in dem von ihm erzeugten Luftzug. Unzählige aufgeklebte Schmetterlinge starrten ihn von den Wänden an, während er sich auf das Klo plumpsen ließ. Sein Blick fiel auf einen überfüllten Aschenbecher, zerfledderte Bücher und eine leere Flasche Rum. Ärgerlich. Auf der verstaubten Waage, die halb unter dem Waschbecken versteckt stand, lag eine ungeöffnete Bierdose. Erleichtert begann er an der Dose zu nuckeln, während sich sein Körper von den nächtlichen Häufungen befreite. Aus dem Schlafzimmer drang enervierendes Handyklingeln, das nicht einmal von der elektrischen Zahnbürste übertönt werden konnte.  Kurz putzte er über seine Zähne, ignorierte dabei sein Spiegelbild im fleckigen Alibert. Fügte den Flecken ein paar weitere Spritzer Zahnpasta hinzu. Spuckte ins Waschbecken. Als er fertig war und aus dem Badezimmer trat, hatte das Handy aufgehört zu läuten. Niedergeschlagen öffnete er den Schrank, holte Shirt, Hose und Socken aus einem Gewühl an Kleidern. Zog sich an und bemerkte erst beim Schließen des Reißverschlusses, dass er vergessen hatte, die Unterhose zu wechseln. Achselzuckend schloss er den Knopf der Hose und  verließ das Schlafzimmer.  Ging in die Küche um Tee zu kochen und sah dabei gedankenverloren aus dem Fenster. Nachbars Garten war akkurat gepflegt wie immer und erübrigte sich eines zweiten Blickes. Als er den Zucker in seiner Tasse verrührte, klingelte das Handy erneut. „Notar“ stand auf dem Display. Kraftlos legte er es auf die Ablage. Durch die Vibration fing ein Kaffeelöffel an, wild auf dem alten Holz zu tanzen. Weinend stand er in der Küche, verfluchte inbrünstig den neuen Tag.

© Sybille Lengauer

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