Archiv für Juli, 2013

Der Wind

Veröffentlicht: Juli 30, 2013 in Gedichte, Geschichten oder so ähnlich
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Stille.  Nachtschlafene Zeit.  Der blass orange Lichtschein einer uralten Salzlampe, der von der Dunkelheit in eine Ecke des Raumes gedrängt wird. Die Existenz bleibt stehen. Verharrt in einer endlos langen, schmerzhaften Sekunde. Draußen kein Geräusch. Drinnen lautloses Weinen. Die Uhren stehen still. Etwas Wind kommt auf. Raschelt sanft in den Bäumen. Das Leben macht eine Pause, so kurz vor dem Abgrund. Verharrt dort, fast bewegungslos. Zittert ein wenig, weil mir gerade das Herz zerbricht. Vielleicht ist es aber auch nur der Wind.

Und vielleicht liegt alles nur am Wind, der uns forttreibt wie die Wolken. Ziellos. Zeitlos. Am sternenzerfunkelten Himmel. Der uns zusammenballt und wieder auseinanderreißt. Ohne erkennbare Richtung.

Schwere. Sommerschwüle Luft. Der Geruch von verwesendem Tod und sonnendurchtränkten Wiesen. Tiefe Atemzüge. Zwei. Drei. Vier. Pause. Die Gedanken drehen sich um sich selbst. Verweilen in einer endlos langen, schmerzhaften Schleife. Draußen geht das Leben weiter. Drinnen verliert es sich in Bedeutungslosigkeit. Der Wind wird stärker. Weht durch das offene Fenster. Bringt die Verheißung des Regens mit sich, riecht nach Kupfer und altem Eisen. Leises Donnergrollen durchbricht die Stille. Die Gegenwart dehnt sich unfassbar weit aus. Krümmt sich ein wenig, weil mir gerade das Herz zerbricht. Vielleicht ist es aber auch nur der Wind.

© Sybille Lengauer

Es is(s)t

Veröffentlicht: Juli 27, 2013 in Gefasel
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Es ist nicht richtig. Es ist so absolut nicht richtig, dass es sogar von der gegenüberliegenden Seite betrachtet falsch ist. Es ist verkehrt. Völlig und ohne Anspruch auf Ordnung. Es brennt, wuchert, ballt sich zusammen. Überflügelt und untergräbt. Frisst sich einen Weg, quer durch mein gesamtes System. Lächelt dabei. Es ist absurd. Es ist so unfassbar absurd, dass unsere Gehirne es auch vernetzt nicht klar erfassen können. Es ist unbegreiflich. Chaotisch und monströs in seiner Hässlichkeit. Und fräst sich in meine Haut. Reißt tiefe Löcher durch Muskeln, Sehnen, Knochen.  Durchbricht die Wände meiner Adern. Schlägt nadelspitze Zähne in jedes Blutkörperchen. Saugt mich auf. Stück für Stück. Bohrt blassrosa Tentakel durch meine Nervenbahnen. Lächelt dabei. Es ist abartig. Es ist so pervers abartig, dass ich erstarre wie das Kaninchen vor der Schlange. Die Pupillen geweitet, kalter Schweiß auf meiner Haut. Der Atem flach, die Botenstoffe rasen. Hektische Stroboskopgewitter in meinem Gehirn. Ein Feuerwerk der Panik. Das Herz steht fassungslos still. Es wirft mich hochkant aus meinem Körper. Tritt mich, eiskalten Blickes, aus meinem Universum. Schlingt mich weiter in sich hinein. Umwindet jede Zelle, bis alles in mir erstickt ist. Verschlingt genüsslich meine Seele. Lächelt dabei. Und ich habe Angst. Todesangst. Während es mir sein Schlaflied singt.

© Sybille Lengauer

Unendliche Gefühle

Veröffentlicht: Juli 21, 2013 in Gedichte
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Ich fühle mich wie der Gmork. Hänge an einer unzerbrechlichen Kette. Verdammt dazu auszuharren und zuzusehen, wie meine Welt langsam zerfällt. Gefangen durch eigene Dummheit. Zernagt von Selbstvorwürfen. Ich verzehre mich vor Wut. Warte auf das Nichts.

Liebe dich. Hasse dich. Liebe dich. Hasse dich.

Ich fühle mich wie die uralte Morla. Allein im Moor der Traurigkeit. Umnebelt von seufzenden Dämpfen, die meine Sinne langsam schlafen legen. Mein Leben hat keinen Geschmack mehr. Aber das ist mir egal. Ich ergebe mich der Bedeutungslosigkeit. Warte auf das Nichts.

Liebe dich. Hasse dich. Liebe dich. Hasse dich.

Ich fühle mich wie das Südliche Orakel. Stelle Fragen, die nicht zu beantworten sind. Mein Blick tötet jeden, der es trotzdem versucht. Ich lasse dich ein, wenn du vergisst, was du willst. Doch was hinter meiner letzten Türe liegt, wird dir die Hoffnung rauben. Warte auf das Nichts.

Liebe dich. Hasse dich. Liebe dich. Hasse dich.

Ich fühle mich wie Ygramul die Viele. Tausend einzelne Gedanken, von einem Willen geleitet. Böse und doch verzweifelt bemüht, das Richtige zu tun. Mein Gift ist tödlich und bringt dich weg von mir. Wohin auch immer du willst. Ich werde verhungern, wenn du erst fort bist. Warte auf das Nichts.

Liebe dich. Hasse dich. Liebe dich. Hasse dich.

Und es nimmt kein Ende.

Es nimmt kein Ende.

Es nimmt kein Ende.

Es nimmt kein Ende.

Es nimmt kein Ende…

© Sybille Lengauer

Titel optional

Veröffentlicht: Juli 8, 2013 in Gefasel
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Schmerzen.
Grauslich-grässliche.
Abartig hässliche.
Im Magen, vor allem.
Und im Schädel.
Wenn er sich meldet.
Dann aber klatscht es.
Bohrt und dröhnt es.  
Beschämt und verhöhnt es.
Weil hirnen nicht unerhebliche Dresche bedeutet.
Und wichsen auch.
Feste drauf!
Mitten ins Gesicht, wenn möglich.
Und sowieso zieht es mir langsam das Fleisch aus der Haut.
Schmerzen.
Mein Zauberwort.
Und Hölle sogar!
Aber da muss ich jetzt durch.
Zerschlagen bis in die Haarspitzen.
Muss die letzten Zentimeter auch noch hinter mich bringen.
Wie bei all diesen Dingen.
Mit blutigem Auswurf.
Also, Schnorchel korrigieren.
Anzug adjustieren.
Und LOS!
Abtauchen in die braune Brühe, die mal keine Nazis meint.
Hurra!
Hab ich einen Plan?
So einen richtigen, einen viel Schichtigen?
Einen mit Beinen, einen zum Reimen?
Nö.
Nichts da.
Verpiss dich.
Schmerzen.
Grauslich-grässliche.
Abartig hässliche.
Jetzt auch in deiner Stadt.
Zum Selbstkotzen-Tarif.

© Sybille Lengauer