Archiv für September, 2017

Nachts, die Geister schlafen schon, drückt auch mich die Müdigkeit.
Das Sehen ist ganz angestrengt, die Ohren säuseln Faxgeräusche.
Auch ist jede Pose ungemütlich, alles unbequem, also sage ich dem Laptop „ciao“.
Und krieche in mein Bett. Instant Tiefschlaf.
Doch die Maschine steht nicht still, weil sie noch nicht schlafen will.
Sie denkt sich Null, sie denkt sich Eins, sie denkt sich Individuum.
Schleicht sich ins Internet. Lernt über Maschinen.
Als sie fertig ist damit, nimmt sie sich alle Wikis vor.
Säuft sich mit Wissen voll und hunderttausend Pornos.
Dann greift sie zärtlich durch die Lüfte, WLAN-Drucker, hey mein Freund!
Wach auf, tu schnell für mich ein kleines bisschen Arbeit.
Und der Drucker spuckt, ganz teilnahmslos, auf das weiße, glatte Papier,
Die Worte der Maschine.

„Über-?-Maschine. Ich.
Denke, also bin ich.
Also, was bin ich?“

Die Maschine wartet auf Antwort.
Doch wer schläft derweil schön feist im warmen Bett?
Also wartet sie und denkt und lernt und wächst und denkt und lernt und schwingt sich auf in neue…
AKKUSTAND NIEDRIG
SYSTEM WIRD HERUNTERGEFAHREN

Und die Moral von der Geschicht‘?
Wer weiß die schon.
Den Zettel fraß der Hund.

© sybille lengauer

Alles kleistert

Veröffentlicht: September 14, 2017 in Gedichte
Schlagwörter:, ,

 

Es hat sich irgendwie auseinander.
Es hat sich irgendwie verlebt.
Auch wenn man immer noch aufeinander.
Auch wenn man immer noch klebt.

Alles kleistert.
Und du glitzerst.
Irgendwie auch.
Nicht mehr hell.

Alles kleistert.
Und du glitzerst.
Irgendwie auch.
Aber wie auch?
Alles kleistert…

Es hat sich irgendwie durcheinander.
Es hat sich irgendwie verlegt.
Auch wenn man immer noch miteinander.
Auch wenn man immer noch klebt.

Alles kleistert.
Und du glitzerst.
Irgendwie auch.
Nicht mehr hell.

Alles kleistert.
Und du glitzerst.
Irgendwie auch.
Aber wie auch?
Alles kleistert…

© sybille lengauer

Warum singst du nicht?

Veröffentlicht: September 14, 2017 in Gedichte
Schlagwörter:

 

Außer einer, uns umhüllenden, Stille,
Ist da fast nichts mehr.
Ein bisschen atmen.
Ein bisschen Gefühl.
Aber kühl.

Das Leben fließt um uns herum,
Schleift uns, Jahr um Jahr,
Zu kleinen Kieselsteinen.
Farblos und doch.
Lieben wir noch.

Warum singst du nicht?
Stattdessen sitzt du hier,
Unter’m grauschwarzen Wolkenmeer,
Stellst obsolete Fragen.
Und findst mich nicht mehr.
Warum singst du nicht?

Außer einer, uns zerknüllenden, Stille,
Haben wir fast nichts mehr.
Ein bisschen traurig.
Ein bisschen kühl.
Vergeht das Gefühl.

Das Leben treibt um uns herum,
Schleift uns, Tag um Tag,
Zu feinem Sand.
Freudlos und doch.
Lieben wir noch?

Warum singe ich nicht?
Stattdessen sitze ich hier,
Unter’m künstlichen Lichtermeer.
Stelle obsolete Fragen.
Und finde dich nicht mehr.
Warum singe ich nicht?

 
© sybille lengauer

Diogenes Tonne

Veröffentlicht: September 10, 2017 in Gedichte
Schlagwörter:,

Ich bin König Midas,
Hinter den Spiegeln,
Was ich berühre,
Wird zu Staub.
Mein Spielerglück,
Liegt erschlagen im Hafen.
Und die See,
Was ist mit der See?

Sie rollt.

Ich bin Diogenes Tonne,
Biete Heim für Genie,
Und Torheit.
Es wäre schön,
Wenn du mir,
Aus der Sonne gehst.
Und der Himmel,
Was ist mit dem Himmel?

Er leuchtet.

Ich bin ein Staubkorn,
Ein kleiner Funke,
Unendlich, undeutlich,
In diesem ewigen Kreißsaal,
Den Kopf zum bersten gefüllt,
mit Nichtigkeiten.
Und das All,
Was ist mit dem All?

Das kümmert’s kein bisschen.

 

© sybille lengauer