Was ist Zeit?

Veröffentlicht: Januar 16, 2020 in Gedichte
Schlagwörter:,

Was ist Zeit?
(Reaktion auf das Photo-Projekt „Noah takes a photo of himself every day for 20 years“)

Wie ein Orkan ist sie.
Sie, die Unerschütterliche,
Tost allgewaltig um unsre suchenden Gestalten.
Umstürmt uns, die Jungen, wie die Alten.
Bis wir spurlos in ihr verweh’n.
Sie ist der Atem der Götter,
Die vielleicht nie existierten.
Sie steht am Anfang.

Wie ein Fluss ist sie.
Sie, die Unbegreifliche,
Gräbt tiefe Schluchten in unsre fragenden Gesichter.
Überschwemmt uns rastloses Gelichter,
Bis wir lautlos in ihr untergeh’n.
Sie ist der Hauch der Erkenntnis,
Dass wir vielleicht existieren.
Sie steht am Ende.

© sybille lengauer

Kommentare
  1. PPawlo sagt:

    Packende Verse schreibst du! Herzlich, Petra

  2. steinegarten sagt:

    Die Zeit ist eine komplizierte Angelegenheit und sehr wechselhaft 😉 Schönes Gedicht !!

  3. ruhland99 sagt:

    Zeit ist was auf der Uhr steht. Nicht von mir, Einstein hat das so gesagt🙂😋

  4. schönes Gedicht
    es gab früher auch ein Lied „Die Zeit“ mit … ja wie hiess der denn noch? Stefan irgendwas… Keine Ahnung. Kannst Du dich daran noch erinnern? Es war damals sehr beliebt und heute konnte ich es nicht einmal mehr auf Youtube finden

    • Sybille Lengauer sagt:

      Da fällt mir auf Anhieb nur das „Was ist Zeit“ von Udo Jürgens ein. Das war in den 80ern Titellied einer Zeichentrick Serie. Aber ich glaube, du meinst ein anderes Lied. Falls du es findest, gerne hier teilen!

  5. linienspiel sagt:

    Sie, die Unerschütterliche und Unbegreifliche, die am Anfang und am Ende steht, hast du in einen wundervollen, berührenden Gedanken- und Wortmantel gehüllt.
    Die Videodoku von Noah beeindruckt ebenso.
    Danke fürs Teilen! 🌷

    • Sybille Lengauer sagt:

      Vielen Dank. Dieses Video hat mich gestern wirklich umgehauen. Habe noch die halbe Nacht lang über Zeit, Raum und den Beginn vom Allem nachgedacht. So muss Kunst.

  6. Ich kann nicht aufhören, diese Zeilen zu lesen. Jedes Wort hat seine Berechtigung und seinen Platz. Und vor allem: das Gedicht berührt. Ich ziehe meinen virtuellen Hut.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s