Fraukensteigs Monster
(Geschrieben für die „Geschichten aus dem Finsterland“ Anthologie 2013)
„Alles was du bist, ist die Summe deiner Erinnerungen.“
KONSTANTIN
Nackt. Völlig nackt. Ich stehe regungslos auf einem abgewetzten Tisch, in der Mitte eines riesigen Raumes. Angefüllt mit blinkenden, piepsenden Apparaturen, surrendem und singendem Metall. Riecht komisch. Ich fühle mich nicht unwohl, aber doch recht schutzlos den prüfenden Blicken eines sehr großen Wesens ausgeliefert, das unablässig vor mir auf- und abläuft. Worte murmelnd, sichtlich grübelnd. Das Wesen ist bleich und haarig, zumindest da, wo es sich nicht in derben, grauen Stoff gehüllt hat Vor allem im Gesicht trägt es sehr viel Pelz, um den Mund herum. Krauses Haar sprießt aus seinem Kopf in alle Richtungen und die Hände sind mit einem dichten, wolligen Filz bedeckt. Es sieht recht freundlich aus, vielleicht ein wenig verwirrt. Ich verstehe nicht, was es sagt, es spricht leise zu sich selbst und schaut im Vorübergehen immer wieder stirnrunzelnd auf mich herunter. Wirkt aber nicht bedrohlich. Eher besorgt. Ich bin zu keiner Regung fähig, stehe wie versteinert da und blicke zu ihm hinauf. Ob das so normal ist? Ich frage mich, wie ich hierher gekommen bin. Mir fehlt die Erinnerung an das, was ich getan habe, bevor ich mich in diesem eigenartigen Raum wiedergefunden habe. Angst habe ich keine, es fühlt sich alles nur ein wenig komisch an. Aber vielleicht hat das ja seine Richtigkeit? Ich versuche, eine Frage zu formulieren, aber die Worte wollen keinen Weg aus mir herausfinden. Nur ein leises „Fiep“ entringt sich meiner Kehle. Das Wesen stutzt, hält in seinem Lauf inne und starrt mich intensiv an. Kratzt sich am Kopf. Greift mit einer riesigen, filzigen Hand nach mir. Sein Gesicht kommt dem meinen ganz nahe, der Atem riecht streng, ich weiß nicht wonach. Mir ist nun doch recht unheimlich zumute, schutzlos und klein fühle ich mich. Jetzt nimmt es ein längliches Gerät aus einem schäbigen Kasten, der gleich rechts von mir steht. Das Ding blinkt und glitzert, spuckt bunte Lichter in alle Richtungen. Scheint eine Art Werkzeug zu sein. Das Wesen stülpt die Unterlippe in seinen Mund und beißt mit gelblichen Zähnen auf seinem Gesichtspelz herum. Es zieht die Augenbrauen kraus und runzelt die Stirn. Das Gerät kommt mir immer näher und je näher es kommt, desto aufgeregter blinken die Lichter. Es singt unheimlich. Ich weiß nicht, was gleich passieren wird, mag aber den Gedanken nicht, dass dieses Ding meine Haut berührt. Besorgnis klopft an die Hintertür meines Verstandes. Das hier kann nicht richtig sein. Ich will mich bewegen, ich möchte bitte gehen! Aber selbst wenn mich die Hand des großen Wesens nicht umklammert hielte, ich käme nicht fort. „Fiepfiepfiep“, rufe ich ängstlich. Das ist alles, was aus mir herauskommt. Das Wesen zieht die Nase kraus. Schaut verwundert. Ein polterndes Geräusch lässt es erschrocken auffahren. Das blinkende Gerät fällt ihm aus der Hand auf die Tischkante und zerbricht in viele Teile. Ich falle auch, pralle auf den Boden, ein reißendes Geräusch fetzt durch meinen Körper. Ich überschlage mich immer wieder und bleibe schließlich in einer Ecke mit allerlei Gerümpel liegen. Fühle mich ziemlich verdreht, so, als hätte sich bei meinem Sturz etwas in mir gänzlich verbogen. Ich fühle mich – anders. Ich verstehe das nicht. Mein linker Arm zuckt. Ich kann spüren, wie sich das Gelenk in der Schulter bewegt. Vielleicht, wenn ich mich richtig anstrenge, dann… Ich denke an meine Finger. Strenge mich fürchterlich an. Der kleine Finger an der linken Hand wackelt. Ja!
Das haarige Riesenwesen blökt schreckliche Flüche und rauft sich die Haare. Es schaut suchend nach links und rechts, sucht den Boden nach mir ab. Übersieht mich in der Ecke. Seine Augen zucken, es ringt mit den Händen, ich denke, es ist einer Panik nahe. Wie ein aufgehender Mond steigt hinter seinem Rücken plötzlich eine andere Gestalt auf. Sie ist ebenfalls riesig, unwahrscheinlich fett sogar und bleich. Hat keine Haare im Gesicht. Dafür ist sie schreiend bunt bemalt, um die Augen, auf dem Mund, an den Wangen. Dicke Ketten aus gelbem Metall sind um ihren Hals gewickelt. Die Kleidung ist ausladend wie die ganze Erscheinung, glitzernd, funkelnd, grell. Sie sieht sehr schrecklich aus. Ich versuche mich tiefer in das Gerümpel zu drücken, doch mein Körper will mir nicht genug gehorchen. Zuckt nur ein wenig.
„Wozu das Geschrei, Fraukensteig, Flüche gehören sich nicht in Gegenwart einer Dame!“, sprudelt es überheblich aus dem knallroten Mund der Fetten. „Ist dir der Verstand entglitten? Hast du vergessen, in wessen Haus du dich befindest und wie riecht es hier überhaupt, hast du eine Leiche im Hinterzimmer?“ Bei dem Wort ‚Leiche‘ hüpft ihre Stimme auf und nieder. Ich starre gebannt in ihr plapperndes Gesicht. Kann den Blick nicht von diesem Wesen wenden. „Bitte um Verzeihung, Frau von Easterházy“, murmelt der filzhändige Riese und kratzfußt ein wenig ungelenk vor der feisten Erscheinung. „Das Knallen der Tür hat mich derart erschrecken lassen, dass mir der Automat…“ „Papperlapapp!“, unterbricht ihn die Fette und wischt seine Entschuldigung mit einer ungeduldigen Geste ihrer Klauenhand beiseite. An den Fingern , die in langen, roten Krallen enden, blitzen Ringe in allen Farben. „Ich komme, um mir den kleinen Mann anzusehen und ich komme, um die zu sagen, dass Margot ein wenig ungeduldig wird. Der Fernschreiber läuft schon heiß, so sehr bestürmt sie uns täglich mit Fragen. Du weißt doch bestimmt, wie ungestüm sie werden kann, wenn man sie warten lässt. Übermorgen schon will sie nach Hause kommen, um ihn endlich zu sehen. Fährt den ganzen Weg von Leuing bis hierher mit ihrem Automobil. Was für eine lächerliche Vorstellung, aber bitte. Das ist eben modern.“ Das Wesen, das nun für mich Fraukensteig ist, grummelt entschuldigende Worte. „Justierung“ kann ich verstehen.“Was?!“, fragt die Buntgesichtige scharf. „Es gab Probleme mit der Justierung einer Bewegungskomponente. Und die Kalibrierung der Sprachsteuerung ist noch etwas heikel.“, grummelt er nun etwas lauter. „Der Homunculus, uhm, funktioniert noch nicht ganz nach meinen Erwartungen.“ Sein Blick streift dabei immer noch über den Boden und bleibt plötzlich an mir hängen. Mein Herz steht einen kleinen Moment still. Er schaut in meine Augen und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Mit wenigen Schritten ist er bei mir, beugt sich herab. Ich robbe etwas von ihm fort. „Oh, der kleine Kerl ist ja nackt!“, quiekt es hinter uns. „Das ist ja ungeheuerlich, zieh ihm etwas an, Mann!“ Fraukensteig verzieht keine Miene. Vorsichtig nimmt er mich in die Hand. Seine Augen strahlen. Er sieht mich so glücklich an, dass ich meine Angst fast vergesse. „Endlich.“, sagt er leise. „Wie auch immer, Fraukensteig, ich überlasse dich nun wieder deiner Arbeit. Ich sehe ja, wie beschäftigt du bist.“, schnieft Frau von Easterházy. „Ich lasse heute Abend meinen Schneider kommen. Margot hätte für ihn gerne einen Anzug in Karmesinrot. Zumindest hat das Automobil diese Farbe. Zieh ihm bis dahin zumindest ein Taschentuch über.“ Schnaubend wuchtet sie sich aus dem Raum. Es knallt wieder grauenvoll, als sie die Tür zuwirft. „Es heißt Meister Fraukensteig, du verwelkter Papagei.“ Wieder wird die Tür aufgerissen und die grässliche Frau steckt ihren Kopf ins Zimmer. „Und bring ihm ein paar Sätze bei, damit er etwas Nettes aufsagen kann. Einen hübschen Reim vielleicht, oder ein kleines Ständchen.“ Ruckartig verschwindet sie wieder. „Verfluchtdämlichedrecks…“, murmelt Fraukensteig leise in seinen Pelz. Aber dann richtet sich sein Blick wieder auf mich und seine Gesichtszüge werden ganz weich. „Jetzt kannst du dich also bewegen. Schön. Ein wenig ungelenk, ja, aber ein Fortschritt ist ein Fortschritt. Mein Kleiner, darauf haben wir lange gewartet.“ Beschwingt trägt er mich zurück zum Tisch und setzt mich darauf ab. Ich schwanke, kann mich aber aufrecht halten. Seine Freude macht mich ein wenig stolz. „Verstehst du vielleicht was ich sage? Hallo, Eins, Zwei. Bewege einmal deinen Fuß.“ Ich versuche es. Leicht ist es nicht, aber schließlich zuckt erst das linke Bein, dann der Fuß. Schallendes Lachen und Klatschen erschreckt mich. Fast verliere ich mein Gleichgewicht, aber der riesige Mann freut sich, nun, riesig. Glücklich trommelt er auf dem Tisch herum. Das ist zu viel. Ich kippe um. Sofort ist er besorgt über mir. Sein Atem ist immer noch scharf, aber die gelben Zähne finde ich nicht mehr so schlimm. Ich glaube, ich mag ihn. „Wir müssen nur noch durch die Feinabstimmung, dann bist du so gut wie fertig. Mein Meisterwerk. Du bist wahrlich einzigartig.“ Die letzten Worte sind fast ein andächtiges Flüstern. „Aber jetzt muss erst der Initialisator wieder repariert werden, ich glaube, wir schalten dich fürs Erste lieber wieder ab. Gute Nacht, mein Kleiner.“ Abschalten? Was ist das? Ich zucke vor seiner näherkommenden Hand zurück. Blinzle.
Meister Fraukensteig ist ganz plötzlich verschwunden. Es ist schlagartig viel heller im Raum, die blinkenden, surrenden Geräte sind fort. Nein. Ich bin in einem anderen Zimmer! Es ist auch ein größerer Tisch und an den Wänden hängen schreckliche Bilder. Ich bin völlig verwirrt. Und angezogen. „Ich habe ihm eine Fernbedienung eingebaut. Margot kann ihn damit ganz einfach bedienen. ‚Wachen und Schlafen‘. Mehr benötigt sie nicht.“ „Er sieht recht kompliziert aus, was, wenn er kaputtgeht? Kannst du mir eine Garantie geben, dass wir ihn nicht alle paar Tage zur Reparatur schicken müssen? Die Kosten sind schon so ins Unermessliche gestiegen.“ Ich kenne diese Stimme nicht, sie ist polternd und sehr laut. Entgeistert drehe ich meinen Kopf. „Da, da, er hat sich bewegt, schau hin, Franz-Wilhelm!“ Das ist die schreckliche Frau. Sie steht hinter mir, aber sie hat etwas ganz anderes an. Und neben ihr ein Ungetüm, fast so feist wie sie selber. Breit, sperrig, grob. Gar keine Haare. Nirgendwo. Meister Fraukensteig macht sich neben den Beiden ganz zierlich aus. Er zupft mit einer Hand an seinem Pelz, in der anderen hält er ein Gerät. „Fernbedienung“, schießt es mir durch den Kopf. „Oh!“, denke ich und sage ich. „Ah!“, ruft die Dame und wippt kurz mit erstaunlich zierlichen Füßen. „Er spricht also. Sehr fein, Fraukensteig. Jetzt soll er etwas machen. Ein wenig tanzen, vielleicht?“ „Das funktioniert so nicht, Frau Easterházy, er hat seinen eigenen Willen. Sie müssen ihn fragen.“ „Von!“, ertönt es scharf neben ihm. „Und was soll das heißen, eigener Wille? Heißt das, ich muss ihn bitten und er kann auch noch nein sagen? Er ist ein Geschenk und kein kleiner Widerständler, Fraukensteig.“ „Nun, ich denke, mein Auftrag war klar.“ Des Meisters Stimme ist plötzlich sehr ernst und fest. „So lebensecht wie möglich. So steht es im Vertrag. Und was Ihre Frage betrifft, Herr von Easterházy, er ist so wartungsresistent wie möglich. Eine hohe Lebensdauer und Robustheit ist ihm gewiss. Bei entsprechender Behandlung.“ „Oh“, sage ich wieder und dann begreife ich endlich, dass ich sprechen kann. „Halt! Was ist hier eigentlich los, bitte, ich verstehe das alles nicht!“, rufe ich laut und bin erleichtert, dass ich etwas sagen kann. Aber auch verzweifelt. Ich kann dies nicht begreifen. „Er wird doch nicht hysterisch, oder?“, murmelt der grässliche Mann. „Ich denke, ich muss noch ein paar Informationen und Strukturdetails zufügen, dann wird er sich beruhigen.“, sagt Fraukensteig und zielt mit der Fernbedienung auf mich.
Ich bin wieder in dem anderen Raum. Der Werkstatt. Ich kenne nun ihren Namen, ihre Bedeutung und weiß, welche Geräte um mich herumstehen. Ich kenne den Menschen, der vor mir steht. Sein Name ist Eduard Fraukensteig der Dritte. Er ist siebenundsechzig Jahre alt, Meister der Robotik, Künstler und Automatenbauer. Erfinder. Genie. Ich weiß auch, wer ich bin. Ich bin ein Automat. Der Automat. Ich bin einzigartig. Der kleinste, je geschaffene Homunculus, von Meister Fraukensteig persönlich gebaut. Ich bin ein Geschenk. An die herrliche Margot Parisaris von Easterházy, strahlende Tochter des Hotelmoguls Franz-Wilhelm Tsepesch von Easterházy und der berühmten Etta von Easterházy, frühere Operndiva. bekannt unter dem Namen „Schattenfürstin“. Sie sind unermesslich reich, haben Häuser in ganz Löwensfeld und ich bin ein Geschenk. Das ist ganz wunderbar. Mein Name ist ‚Einfügen‘. „Guten Morgen, kleiner Mann.“ Meister Fraukensteig kommt auf mich zu und setzt sich auf einen Stuhl. „Ich hoffe, du siehst nun etwas klarer und musst dir nicht mehr so viele Fragen stellen.“ Freundlich lächelnd streckt er mir seine rechte Hand entgegen. Ich stehe auf, greife danach und meine Hand umschließt seinen Zeigefinger. „Guten Morgen, Meister Fraukensteig.“, erwidere ich höflich. Es gehört sich so. Das weiß ich jetzt auch. „Ich sehe nun um vieles klarer, ich danke Ihnen dafür.“ Meine Stimme ist angenehm, ein wenig zart vielleicht, aber ich höre mich gerne sprechen. „Meister, wann treffe ich die herrliche Margot, ich bin nämlich ihr Geschenk?“ „Du wirst sie schon früh genug treffen“, grummelt Fraukensteig in seinen Bart und der Blick seiner Augen verfinstert sich. Das verstehe ich nicht, denn es ist eine wunderbare Sache, ein Geschenk zu sein. „Margot“, denke ich. „Wie herrlich.“ Meister Fraukensteig hält mir einen kleinen Handspiegel entgegen. „Schau mal, das bist du“, sagt er beinahe zärtlich. Ich betrachte zum ersten Mal meine Erscheinung. Ich habe blaugrünes, strubbeliges Haar, das fröhlich in die Luft steht und ein freundliches, rundliches Gesicht. Intelligente Augen. Knubbelnase. Sommersprossen. Bin ein wenig drollig, großer Kopf und kleiner Bauch. Ich trage einen karmesinroten Samtanzug. Weißes Hemd und weiße Schuhe. Rüschen. Ein wenig albern, wie ich finde, denn ich weiß nun, was Geschmack ist. „Nun, hast du dich genug betrachtet?“ Das bärtige, alte Gesicht des Meisters beugt sich wohlwollend über mich. „Wir werden dich jetzt in den Saal der Verzückung bringen, damit die Easterházys dich bestaunen können. Willst du auf meine Hand klettern?“ Ich entspreche seiner Bitte, denn auch das gehört sich so. Auf seiner Hand ist es warm, die Haut ist rau, aber nicht ungemütlich und ich mache es mir bequem. Sie zittert ein wenig. Er verlässt die Werkstatt, die er seit fünf Jahren bewohnt und trägt mich vorsichtig durch einen dunklen Flur. Wir befinden uns auf dem Familiensitz der Easterházys, Gut Horstingen. Ich kenne das Gebäude, die umliegenden Bauernschaften, das komplette Fürstentum. Ich habe eine Karte von ganz Finsterland in meinem Kopf. Es ist erstaunlich, worüber ich nun Bescheid weiß. Es freut mich, dass ich jetzt so klug bin. Ich bin ein großartiger Automat.
Wir betreten die große Galerie. Es ist ein sehr langer, heller Raum, geschmückt mit riesigen Gemälden, die von der glorreichen Geschichte des Finsterlands erzählen. Altmeister Stolzenfels hat viele von ihnen gemalt. Sie sind eine Wertanlage. Auch Porträts der Familie sind zu sehen. Am Ende der Galerie erreichen wir eine große, mit Blattgold verzierte Doppeltür. Sie schwingt von alleine auf, als wir uns darauf zubewegen. Ich erkenne den Raum mit den grässlichen Bildern wieder. Jetzt verstehe ich sie. Abstrakter Novismus. Dies ist der Saal der Verzückung, der ganze Stolz der Familie Easterházy. Hier gibt es auch Skulpturen und verschiedene, künstlerisch wertvolle Gerätschaften. Manche gefallen mir. An einer Wand steht ein großer, glitzernder Apparat und macht leise „Bing“. Stimmen nähern sich und ich erkenne Herrn und Frau Easterházy. Sie scheinen in eine hitzige Debatte verwickelt zu sein, die ehemalige „Schattenfürstin“ wird ihrem Ruf als Opernsängerin gerecht. Lautstark dröhnt ihr Organ. „…und kann auch nicht verstehen, warum sie sich immer wieder auf so unsinnige Abenteuer einlässt! Immerhin ist sie jetzt dreißig! Eine Panne in der Wildnis, stell es dir vor, Franz-Wilhelm! Sie hätte ausgeraubt werden können! Entführt! Ermordet! Entehrt!“ „Nichts dergleichen ist geschehen, Liebling. Sie hatte die Panne auf der Hauptstraße, nicht einmal annähernd könnte man das als eine Wildnis bezeichnen. Außerdem ist sie doch heil angekommen, oder? Nur das Automobil ist hinüber.“ Bei diesen Worten öffnet sich eine kleine Seitentür und die Easterházys quellen aus ihr hervor. Ein interessanter Anblick ergibt sich, denn sie kommen neben der Skulptur zweier trauriger Tanzbären zu stehen. Ich muss ein wenig kichern. Meister Fraukensteig hüstelt nervös und setzt mich auf einem hohen Podest ab. „Ach, Fraukensteig, bist du auch schon hier?“, säuselt die gealterte Diva ganz prätentiös. „Schau an, der Homunculus ist also fertig. Dann wollen wir einmal sehen, was du kannst, Wichtel.“ Stolz stelle ich mich aufrechter hin und schaue in ihr riesiges, grellgeschminktes Gesicht. „Zu Diensten, werte Dame“, sage ich manierlich. „Ich hoffe, Sie werden nicht enttäuscht von mir sein.“ „Enttäuscht sein wird höchstens Margot, wenn sie sieht, was du ihm angezogen hast, Etta.“, poltert der Hausherr. „Samt und Rüschen. Lächerlich sieht er aus, wie ein kleines, laufendes Schmuckkästchen.“ „Ihr Automobil war eben auch karmesinrot und Samt ist jetzt modern. Mein Schneider, Herr Unterberg, meinte es sei absolut chic in der Großstadt. Vor allem die Spitze ist der letzte Schrei.“ „Ja, bei dem Anblick wird bestimmt viel geschrien.“, murmelt Herr von Easterházy. Beleidigt zieht die Dicke einen Schmollmund. Ich weiß, dass ich von ihr nicht als ‚die Dicke‘ denken sollte. Ich weiß aber auch, dass keiner meine Gedanken hören kann. Das finde ich ziemlich gut. „Na, nun mach schon etwas! Tanzen wolltest du ja beim letzten Mal schon nicht, jetzt sag wenigstens etwas auf.“ „Gern, werte Dame.“ Dicke Ku, denke ich. Ich mag Frau von Easterházy nicht. Aber es wäre unerhört, das laut zu sagen. Stattdessen verbeuge ich mich leicht und beginne ein kleines Referat über Altmeister Stolzenfels und seine Werke. Ich denke, das wird ihr gefallen, sicher sammelt sie die Kunst. Er sammelt ja schon die Hotels. Tatsächlich klatscht sie begeistert die ringbeladenen Hände zusammen und wippt kurz mit den Füßen. „Wunderbar, Fraukensteig, du hast dich selbst übertroffen! Der kleine Mann ist ganz herrlich und ich kann es nicht erwarten, ihn an Margot zu überreichen. Franz-Wilhelm, dürfen wir es wagen wie zu rufen? Margot! Margot!! Faustrecht!!!“, dröhnt sie, noch bevor ihr Gatte antworten kann. Ein gebeugt aussehender Mann in schwarzem Anzug erscheint bescheiden in der großen Doppeltüre. Es wirkt, als hätte er direkt dahinter gestanden, um auf den Ruf zu warten, aber ich habe ihn nicht gesehen, als wir durch die große Galerie kamen. „Ja, Gnäfrau?“, fragt er nasal. „Faustrecht, hol sofort Margot hierher. Sag ihr, dass ihr kleiner Mann fertig ist.“ „Jawohl, Gnäfrau.“ Der Diener verschwindet rückwärts aus dem Raum. In der sich ausbreitenden Stille hört man nur seine sich entfernenden Schritte. Er schlurft ein wenig. Dann ist es ganz ruhig. Die Easterházys warten. Ich warte. Meister Fraukensteig macht leise „uhm“. Die Diva atmet ein wenig schwer. Meine Knie werden vor Aufregung ganz weich. Margot wird gleich hier sein! Ich bin ihr Geschenk und wir werden eine wundervolle Zeit erleben! Unglaubliche Abenteuer erwarten mich! Herrliche, wunderbare Margot. Ganz plötzlich ist es da. Ein durchdringendes Geräusch, wie ein pfeifender Kessel, ein markerschütterndes „Uuuuuuuuuuh“ das immer lauter wird. Es steigert sich und steigert sich. Ich halte mir erschrocken die Ohren zu. „Uuuuuuuuuuuunglaublich!“, schreit die junge Frau, die völlig haltlos in den Saal rauscht. Groß ist sie, genau wie ihre Eltern, aber dünn, Tränen in die Augen treibend dünn. Und nicht nur das macht einen tränend, auch der Hosenanzug, in dem ihre schlotternde Gestalt steckt, tut sein übriges. Grelle Farben prallen wild aufeinander. Quietschgrellfarben, so könnte man das wohl nennen. Staunend nehme ich die Finger aus den Ohren. Das ist Margot? Ich habe sie mir anders vorgestellt. Erhaben. Würdevoll. Schließlich bin ich ihr Geschenk und ich bin einzigartig. „Unglaublich, unglaublich, unglaublich, Mamilein, Papilein, ihr seid die Allergrößten!!!“ Ihre Stimme ist ganz hoch und so quietschig wie der Hosenanzug. Ich muss ein wenig schlucken. Das ist Margot. Platinblonde Turmfrisur und ein schrilleres Organ als das ihrer Mutter. Bei allen Heiligen. Sie dreht sich im Kreis um das Podest herum, auf dem ich stehe. Schwingt eine überdimensionale, türkis- und gelbgestreifte Handtasche. Darin kläfft es verzweifelt. Als sie endlich stehenbleibt, ist mir ganz schwindelig. Aus der Handtasche kläfft es immer noch. „Hutschi-Gutschi!“, macht Margot und zieht einen unglaublich hässlichen Hund daraus hervor. er ist cremeweiß, wuschelig und steckt in etwas, das ich in Ermangelung passender Worte als Kleidchen bezeichnen möchte. Scheinbar ist es auch demselben Material wie die Handtasche. Eine riesige Schleife hält ein paar Haarsträhnchen aus seinem zerknautschten Gesicht. Der Hund japst nach Luft, als Margot ihn an sich drückt. Seine Augen quellen ein wenig hervor und die Zunge hängt ihm schräg aus dem Maul. „Hat mein kleines Püppi etwas gegen lustige Kreisel?!“, trällert die Turmfrisur fröhlich. Und ich kann nichts anderes denken als: „Das ist Margot. Bei allen Heiligen.“ Meine Kehle ist ganz trocken. „Aber Mamilein, was hast du getan, sieh dir den kleinen Kerl an! Ganz schlottrig steht er auf diesem blöden Podest. Ganz schrecklich peinlich sieht er aus! Die Rüschen! Und diese entsetzliche, ranzige Farbe! Wir lassen dir gleich einen neuen Anzug schneidern, nicht wahr, mein Kleiner? Türkise Seide, mit gelben Streifen, ein grandioser Stil und passend zur neuen Ausstattung von Püppi, einverstanden?!“
Ihre Stimme überschlägt sich vor Freude. Dick mit Kajal umrandete Augen blitzen mich an. „Das wird so magnifique!“, ruft sie, dann dreht sie sich zu ihren Eltern um und fällt ihnen um den Hals. „Danke, danke, danke, das ist ja so uuuunglaublich!“ „Ja, unglaublich“, murmle ich. Meister Fraukensteig wirft mir einen besorgten Blick zu. „Pscht“, macht er. Ich zucke ein wenig zusammen. Er hat Recht, es gehört sich nicht für mich, so etwas zu sagen. Beschämt schlage ich die Augen nieder. Unterdessen plappert Margot munter vor sich hin. „Ein Zimmerchen richten wir ihm ein und er bekommt sein eigenes, kleines Automobil, das genauso aussehen wird wie mein neues! Oh, die anderen werden so neidisch sein! Ich kann schon sehen, wie Perdita vor Eifersucht auf ihren hässlichen Fingernägeln herumkaut. Fantastisch, Papilein! Danke!!!“ „Schon gut, mein kleiner Engel, du weißt doch, für dich ist uns nichts zu teuer“, brummelt Herr von Easterházy gutmütig. Zum ersten Mal sehe ich ein Lächeln auf seinem breiten Gesicht. „“Und auch ich muss gestehen, Meister Fraukensteig hat sich diesmal selbst übertroffen. Ich gratuliere dir.“ Er schüttelt dem bärtigen Genie jovial die Hand. Klopft ihm auf die Schulter, dass es kracht. Fraukensteig lächelt schüchtern, nickt und zieht die Hand vorsichtig zurück. Vielleicht hat er Angst, dass ihm ein paar Finger fehlen. ich weiß nicht, woher dieser Gedanke kommt. Ich fühle mich unwohl. Ich glaube, ich möchte kein Geschenk mehr sein. Ich erinnere mich an das Gefühl, das ich hatte, als ich zum ersten Mal erwacht bin. An die Nacktheit. Den Wunsch zu gehen. Ich fühle mich gefangen und beschämt. Ich bin ein schlechtes Geschenk. „Hui!“, macht die grässliche Margot. Sie greift nach mir und ehe ich mich versehe, dreht sie sich wieder wie verrückt im Saal herum. Die Kunstwerke rasen an mir vorüber und mir wird speiübel. In ihrem anderen Arm kläfft der hässliche Püppi. „Hui!“, macht Margot wieder und bleibt stehen. „Wie heißt denn meine neues, kleines Lieblingsspielzeug?“ „Einfügen“, sage ich prompt und die Easterházys lachen. Fraukensteig lacht nicht, er blickt einfach zu Boden. „Ich werde seinen Namen programmieren, sobald Sie sich entschieden haben, Margot.“ „Nun, Püppi hab ich ja schon einen, obwohl es ein herrlicher Name für ihn wäre, immerhin ist er ja so etwas wie eine Puppe. Putzi würde vielleicht gehen. Oder Herzilein. Ach, ich kann mich nicht entscheiden. Ich nenne ihn erst einmal, hm, Purzel. Ja, Purzel finde ich superb. Obwohl, so heißt schon der Hund von Pamela. Nein, ich weiß nicht.“ Margot legt die Stirn in Falten. „Ach, soll er doch erst weiter Einfügen heißen. Ich entscheide mich dann später, sein Name ist eh nicht so wichtig. Hauptsache, er sieht drollig aus. Moment. Drolling. Ja. Drolling ist ein toller Name!“ Meister Fraukensteig seufzt leise. „Gut, dann werde ich ihn Drolling nennen.“ Er nimmt mich vorsichtig aus Margots Hand und ich atme erleichtert auf. Der Meister dreht mich sanft auf den Bauch und ich fühle, wie er etwas an meinem Rücken dreht. „Wie heißt du?“, fragt er mich schließlich. „Drolling?“, sage ich und mein Stimme klingt so entsetzt, wie ich mich fühle. „Gut“, sagt Fraukensteig und gibt mich zurück an Margot. Die schnappt mich aus seiner Hand und hüpft erneut durch den Saal. „Hui, hallo Drolling, du siehst drollig aus!“ „Ach Margot, es ist so schön, dich glücklich zu sehen“, säuselt ihre Mutter. „Schau doch nur, Franz-Wilhelm, sie hat ganz rote Wangen! Unser liebes Kind!“ Abrupt bleibt Margot stehen. „Kind bin ich sicher keines mehr, Mutter. TuTuTu! Vergiss bitte nicht, wie absolut erwachsen ist bin. Ich bin die Vorsitzende des Vereines für anthropomorphen Vandalismus und war auf sämtlichen Titelseiten der berühmtesten Mode- und Stilzeitschriften des Finsterlands, da nehmen sie keine Kinder. Ich bin en vogue!“ Sie zieht einen Schmollmund, genau wie ihre Mutter. Und auch wenn Margot unheimlich dürr ist, bin ich mir sicher, dass sie in ein paar Jahren genauso aussehen wird, wie sie. Mich schaudert. „Uhm“, macht Meister Frankensteig, „ich denke, ich ziehe mich jetzt in meine Werkstatt zurück, ich habe noch eine Menge zu erledigen.“ „Aber natürlich, werter Meister.“, trällert Margot und quetscht mich an ihren brettharten Busen. „Erfindungen erfinden sich ja nicht von alleine, nicht wahr?“ „Ja, uhm, genau.“ Meister Fraukensteig trottet mit hängendem Kopf davon. Ich glaube, auch ihm ist ein wenig schlecht geworden. Mein Herz sinkt mir in die Hose. Ich bin allein mit den Easterházys. „So, Margot, hier ist die Fernbedienung, die Fraukensteig für dich entworfen hat. Ich hoffe, du verlierst sie nicht, wie letztens unseren armen Hausgreif.“ „Ach, Mutter! Wirst du mir das ewig vorwerfen? Er war doch sowieso schon uralt! Bestimmt wäre er ohnehin bald gestorben.“ Margot steckt meine Fernbedienung in ihre überdimensionale Tasche, dann stopft sie auch den Hund wieder hinein. „Wir drei gehen uns jetzt chic machen, nicht wahr? Heute Abend kommt der Filmvorführer und ich möchte nicht aussehen wie ein dahergelaufener Bauerntrampel. Sicher kommt das ganze Dorf zur Aufführung. In Leuing gehen wir ja ständig ins Kino, ich fürchte, ich bin schon ganz süchtig danach! Mamilein, kannst du Herrn Unterberg für mich rufen? Und auch Herrn Wutschen, damit er mir die Haare macht?“ „Natürlich, mein Liebes. Geh nur auf dein Zimmer, sie werden sofort bei dir sein. Faustrecht?!“ Die letzten Worte schreit Frau von Easterházy wieder. Ich werde heftig durchgerüttelt, als Margot mich brutal in ihre Tasche stopft. Neben mir japst der Hund. er ist ein gutes Stück größer als ich und aus der Nähe betrachtet sieht er noch viel hässlicher aus. Sein Unterkiefer steht deutlich über und die Zunge quillt ihm immer wieder aus dem Maul. Seine Glubschaugen starren mich boshaft an. Schauderhaft. Über mir schließt sich der Reißverschluss. Es wird dunkel. „Bis später, Mamilein, Papilein, ich sein die Größten!“, trillert Margot, dann höre ich, wie eine Tür zufällt.
Ich bin einzigartig. Ich bin etwas besonderes. Ich bin das Meisterwerk des großen Künstlers und Automatenbauers Eduard Fraukensteig des Dritten. Ich bin programmiert, selbstständig zu denken. Ich habe Gefühle. Und nun sitze ich auf einem kleinen Stuhl, in einem aufklappbaren, kleinen Spielzeughaus und ein rundlicher Mann rupft ekstatisch an meinen Haaren. Im Hintergrund wippt Margot aufgeregt auf einem Sessel auf und ab, während der verzweifelt aussehende Herr Unterberg versucht, ihren neuesten Hosenanzug anzupassen. Der ist schreiend pink, genau wie jetzt auch meine Haare. Herr Wutschen hat sie gefärbt. Auch Püppi trägt jetzt ein schreiend pinkes Kleidchen und eine passende Schleife. Die dazugehörende Tasche liegt schon auf dem riesigen Himmelbett, das den ganzen Raum dominiert. Margot ruft immer wieder entzückt, wie putzig ich aussehe. Sie hat bereits Nachrichten an all ihre Freunde verschickt, damit jeder weiß, dass sie jetzt einen drolligen Homunculus hat. Den drolligen Homunculus, denn schließlich bin ich einzigartig. Still sitze ich da und versuche, nicht in Tränen auszubrechen. Ich bin ein Geschenk. Ich gehöre Margot. ich bin ganz allein. Draußen neigt sich der Tag seinem Ende entgegen und gleich werde ich wieder in die schreckliche Tasche gestopft. Zusammen mit Püppi und einem Haufen anderer Sachen. Wir werden mit Margot und ihren Eltern zum Dorfplatz fahren und uns einen Unterhaltungsfilm ansehen. Im Kino. Margot plappert seit einer halben Stunde von nichts anderem. Endlich lässt Herr Wutschen von mir ab. Triumphierend stellt er sich neben mich und macht eine kleine Verbeugung. „Oh, Wutschen, das ist ja ganz ausgezeichnet! Wie kess der kleine Drolling doch jetzt ist, nicht wahr, mein kleiner Liebling?!“ Margot klatscht begeistert in die Hände und hüpft vom Sessel. Sie dreht sich im Kreis. Drehen scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein. Aber nein, das stimmt nicht. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Mode, Schminke und alles, was „en vogue“ ist. Das weiß ich, weil sie mir den ganzen Nachmittag davon erzählt hat. Ich kenne jetzt die größten Modeschöpfer, die heißesten Modeströmungen dieses Sommers und sämtliche Magazine, deren Titelbild sie schon gewesen ist. Ich weiß, was Tendance-Farben sind und warum sie in ein paar Monaten schon nicht mehr modern sein werden. Ich habe all diese Informationen gespeichert. Ich habe ein einzigartiges Gedächtnis. Vielleicht bin ich verflucht. „Ach, jetzt zieh nicht so ein essigsaures Gesicht, mein kleiner, süßer Drolling, freu dich gefälligst, dass du jetzt wunderbare Sachen hast!“ Ich lächle. Immerhin gehöre ich ihr. Margot klatscht wieder in die Hände. Sie schnappt mich und tänzelt mit mir ans Fenster. „Schau, da hinten liegt Dorf Horststein, gehört natürlich meinem Vater, wie das ganze Land hier in der Umgebung. Da fahren wir gleich hin und dann werden die Dorftrottel Augen machen! Alle werden sie kommen, wegen der Filmvorführung und natürlich wegen mir. Und wenn sie dich sehen, ach, un-glau-blich!!!“ Ihre Stimme überschlägt sich. Ich lächle wieder und nicke. Ich habe gelernt, dass sie es am liebsten hat, wenn ich lächle und nicke. Das findet sie ‚superb‘. „Superb!“, ruft sie und trägt mich zurück zu meinem kleinen Häuschen. Ich setze mich wieder artig auf den Sessel und sehe zu, wie Margot durch den Raum wirbelt. Schals und Tücher fliegen, während sie in ihrem riesigen Kleiderschrank nach einem passenden Accessoire zum neuen Hosenanzug sucht. Ich weiß jetzt, wie wichtig passende Accessoires sind. Schließlich findet sich ein dicker, goldener Gürtel. Das Ensemble ist komplett. Margot ist glücklich. Als hätte er nur darauf gewartet, erscheint der Diener, Herr Faustrecht, mit einem dezenten Klopfen an der Tür. Er kündigt an, dass die Kutsche bereitsteht. „Kutsche!“, schnaubt Margot, „wie rückständig. bald ist mein neues Automobil fertig, dann kann mir diese öde Kutsche den Buckel runterrutschen.“ „Sehr wohl, Gnäfrau“, säuselt Faustrecht und zieht sich zurück. Der Hund und ich verschwinden in der Tasche, aber diesmal zieht Margot nicht den Reißverschluss zu. Püppi streckt den Kopf heraus und auch ich klettere an den Rand der Tasche, halte mich am Träger fest. Schon schwingen wir durch das Haus, an Margots Schulter baumelnd. Auf und nieder, auf und nieder. Püppi rülpst leise. in der pompösen Eingangshalle warten Herr und Frau von Easterházy. Herr von Easterházy trägt einen dunkelgrünen Lodenanzug, seine Gattin hat sich in etwas gehüllt, das aussieht wie ein Blumenbeet. Auch sie trägt eine enorme Handtasche, allerdings ohne Hund. „Ist alles bereit, können wir los?“, fragt Herr von Easterházy ungeduldig und schaut auf eine riesige Taschenuhr, die an seiner Lodenjacke baumelt. Hinter seinem rechten Ohr klebt ein wenig Rasierschaum. „Ach, Vater, sei doch nicht so pedantisch, der Film fängt doch sowieso nicht ohne uns an!“ Margot nennt ihre Elter scheinbar nur dann Mamilein und Papilein, wenn sie sich freut oder etwas möchte. „Nichtsdestotrotz lege ich Wert auf ein pünktliches Erscheinen, meine Liebe. Ich möchte noch ein paar Worte…“ „Ja, Vater, wir wissen, dass du immer ein paar Worte mit irgendwelchen Leuten wechseln möchtest“, unterbricht ihn Margot entnervt. „Und wir wissen, dass du weniger Gehirnzellen hast, als ein Stück Treibgut“, grummelt es fast unhörbar neben mir. Ich reiße entsetzt die Augen auf und schaue in Püppis garstiges Gesicht. „Glotz nicht so, ich hab nichts gesagt, du dämlicher Hampelmann“, grummelt er wieder leise, dann kläfft er. „Wiff, Wiff.“ „Jetzt seht nur, Püppilein wird schon ganz nervös, kommt, lasst uns fahren!“ Margot hängt sich bei ihren Eltern unter und bugsiert sie in Richtung Ausgang. Draußen steht eine protzige Kutsche, mit Federn, Familienwappen und allem, was man sich nur vorstellen kann. Zwei schneeweiße Pferde scharren ungeduldig mit ihren Hufen. Ich bin immer noch sehr schockiert über das, was Margots Hund eben gesagt hat, bleibe aber still. Püppi scheint kein allzu netter Zeitgenosse zu sein. Ich möchte nicht, dass er noch ärgerlich wird. Ein Page öffnet die Kutschentür, die Easterházys quetschen sich hinein. Dann rumpeln wir scheinbar endlos zwischen Feldern und kleinen Wäldchen dahin, während Margot ihren Eltern von den neuesten Neuigkeiten aus der Hauptstadt erzählt. Meistens geht es dabei um Mode, neueste Stilideen, Automobile und wieder um Mode. Sie plappert und plappert. Herr von Easterházy hat Mühe, die Augen offen zu halten. Schnarcht manchmal kurz. Margot scheint das gar nicht zu bemerkten. Als wir endlich anhalten, erklingt eine kleine Fanfare. Wir sind am Rand des Dorfplatzes. Um uns herum stehen unheimlich viele Menschen. Achtundneunzig, um genau zu sein. Ich kann sehr schnell zählen. Beifall erklingt, als die Familie aus der Kutsche klettert. Viele Stühle sind vor einer großen Leinwand aufgestellt, die an einer Hausmauer hängt. Daneben steht ein ramponiert aussehendes Piano. Drei Plätze in der vordersten Reihe sind mit Zetteln markiert, Etta und Margot steuern direkt darauf zu, während Herr von Easterházy spreizfüßig zu ein paar Leuten watschelt. Er schüttelt ihnen die Hände, dann unterhalten sie sich lautstark. Margot lässt sich auf ihren Stuhl fallen und stellt die Handtasche auf den Boden. „Komm, du darfst auf meiner Schulter sitzen“, sagt sie zu mir und ich entspreche ihrem Wunsch. Natürlich. Neugierig sehe ich mich um, während die Sonne hinter den Häusern untergeht. Überall Menschen. Große, kleine, dicke, dünne. Kinder sind auch da. Viele sehen in meine Richtung, schauen aber schnell wieder weg, wenn ich ihren Blick erwidere. Püppi wuchtet sich aus Margots Handtasche und schnüffelt über den Dorfplatz. Als ein kleines Mädchen zu ihm läuft, zeigt er ihm grantig die Zähne. Schnell zieht das Kind die ausgestreckte Hand zurück und läuft zu seiner Mutter. Überall wird gemurmelt und getuschelt. Es ist ziemlich laut. Plötzlich erklingt Klaviermusik. Ich habe viele klassische und moderne Lieder gespeichert. Ich kenne alle wichtigen Stücke, von der Pfefferkornsonate bis zum Kaiserlichen Marsch. ich habe ein perfektes Gehör. Aber so etwas habe ich noch nie gehört. Es klingt unfertig. Irgendwie schief. So, als wäre sich der Spieler nicht sicher, wann und wie er den Rhythmus an die Melodie anpassen soll. Das Piano scheint verstimmt zu sein. Aber die Leute rufen und klatschen begeistert. Jeder sucht sich einen Platz. Unter gelegentlichem Hüsteln und Rascheln breitet sich erwartungsvolle Stille aus. Ein klackerndes Geräusch ertönt, dann erscheint flimmerndes Licht auf der Leinwand. Margot quietscht vergnügt. „Hui!“, macht sie leise. Ein paar Kinder lachen. Dann kommen Bilder. Hunderte, schwarzweiße Bilder. Sie rauschen an meinen Augen vorüber, während das verstimmte Piano dazu spielt. Manchmal erscheint ein wenig Text in großen Buchstaben. Ich sehen den ersten Film meines Lebens. Er handelt von einem sehr bleichen, stark geschminkten, hellhaarigen Mann, der in einem Wald wohl, obwohl er eigentlich der Sohn eines Fürsten ist. Das spielt aber keine Rolle, weil ein anderer bleicher Mann ihn nicht leiden kann. Dieser Mann ist reicher als der Fürst und kann sich daher viele Soldaten leisten. Darum muss der hellhaarige Mann sich im Wald verstecken. Dort findet er viele Freunde. Einen jungen Zauberer, einen Gestaltwandler und einen Troll. Zusammen sind sie die „Rasenden Reiter Der Gerechtigkeit“. Sie überfallen die Transportkutschen des bösen, reichen Mannes und verteilen die Beute unter den Menschen und magischen Wesen, die dringend Geld und Diamanten brauchen. Ich finde den hellhaarigen Mann ganz fabelhaft. Er heißt Konstantin. Was für ein herrlicher, erhabener Name. Konstantin. So würde ich auch gerne heißen.
Am Ende der Geschichte tötet Konstantin den bösen, reichen Mann mit einem mächtigen Schwert, das ihm ein sprechender Baum geschenkt hat. Er übernimmt sämtliche Ländereines des Schurken und befreit eine sehr hübsche Frau aus einem Kerker, die er heiratet. Die Leute auf dem Dorfplatz jubeln und stampfen mit den Füßen. Auch ich juble und freue mich so sehr, dass ich fast von Margots Schulter falle. Die ist allerdings wenig erfreut. „Den Schinken haben sie in Leuing längst abgesetzt. Wie langweilig. ich hätte lieber den neuen Film über Prinzessin Dankeschön gesehen, der ist angeblich herrlich romantisch.“ Sie nimmt mich von ihrer Schulter, steckt mich in die Brusttasche ihres Hosenanzuges und sieht sich um. „Die Leute hier sind doch alle Hinterwäldler. Komm, wir gehen zurück zur Kutsche.“ Ohne auf ihre Eltern zu warten, steuert sie mit mir durch die fröhliche Menschenmenge. Immer wieder erhasche ich neugierige Blicke, aber niemand traut sich näher an uns heran. Als wir bei der Kutsche ankommen, kramt Margot in ihrer Tasche. „Püppi, oh Püppilein, hierher!“, ruft sie schrill. „Wiff“, antwortet es und Püppi kommt aus einem Wald von Beinen angetrottet. Artig springt er in die offene Tasche. Margot steigt in die Kutsche. „Fahr mich nach Hause, du kannst Mutter und Vater später abholen, sie müssen sich noch ihren öffentlichenPflichten stellen“, sagt sie zum Fahrer, dann schläft sie die Tür zu. Während wir langsam zurück rumpeln, denke ich über den Film nach. Konstantin. Der tapfere Held. Bietet dem übermächtigen Feind die Stirn und gewinnt ein ganzes Fürstentum. O Konstantin. Ich wäre so gern wie du. Tief in Gedanken versunken, fällt mir kaum auf, wie wir zurück in Margots Zimmer kommen. Wie im Traum merke ich, dass Margot mich in das aufklappbare Häuschen setzt und dann wieder aus dem Zimmer verschwindet. Konstantin. Der Held. Ach. Erst ein heiseres Knurren lässt mich aufschrecken. „Hast dich wohl verliebt, wie?“, nuschelt Püppi gehässig. er sitzt auf Margots Himmelbett und leckt sich den Hintern. „Bist wohl vom Filmfieber infiziert. Hast jetzt Flausen im Kopf, ja?“ er leckt immer schneller. „Bist ein ganz schlauer, nicht wahr?“ „Ich bin einzigartig“, erwidere ich. „Ja, ha, super. Das bin ich auch. Und was kann ich mir dafür kaufen?“ Püppi springt vom Himmelbett und reißt sich in einer einzigen, wütenden Bewegung das pinke Kleidchen vom Körper. Mit trippelnden Schritten läuft er zu einem großen Spiegel und stellt sich davor auf. „Einzigartig, wie? Ich habe die Universität besucht. Ich habe studiert. Ich war der erste Hund in der Geschichte von Finsterland, der einen Abschluss in kreativer Mathematik gemacht hat. Summa cum laude. Ich war ein verdammter Wunderhund. Liebling der Gesellschaft. Glänzendes Fell, glänzender Verstand. Und dann? Ein kleines Missverständnis mit der Großcousine des Kurfürsten und schon werde ich verstoßen. Hab in ganz Löwensfeld keine Pfote mehr auf den Boden bekommen. Mein tragisches Ende fand ich bei einem miesen Tierhändler, der mich an die dumme Schlampe Margot verkauft hat. Zum Glück wusste er nicht, dass ich sprechen kann. Ich bin nämlich Inkognito. Sozusagen.“ Püppi versucht, sich mit den Pfoten die Schleife aus den Haaren zu ziehen. Nachdem er es geschafft hat, beißt er wütend darauf herum. „Püppi. Püppi! So nennt mich die dumme Kuh jetzt seit zwei Jahren und ich könnte ihr jedes Mal das Gesicht abbeißen, wenn ich es höre. Aber ich darf ja nicht auffallen. Ich muss ihr kleines, liebes Hündchen sein. Würde bekannt, wer ich wirklich bin, würden sie mich bestimmt sofort verhaften. Dabei hat man den Finger der grausigen Gräfin sogar wieder annähen können.“ „Dann geht es dir ja so wie Konstantin!“, rufe ich erstaunt. „Konstantin, wer ist denn…oh…ja… der Film-Heini. Ja, natürlich. Ich bin so wie Konstantin. Nur dass ich nicht im verdammten Wald wohne, sondern in einer Handtasche.“ Püppi schnieft herablassend und hebt an einem Bettpfosten das Beinchen. „Du Trottel!“, schreit er plötzlich und dreht sich wütend zu mir um. „Ist dir eigentlich klar, wie selten dämlich du bist? ‚Dann geht es dir wie Die-Sonne-scheint-mir-aus-dem-Arsch-Konstantin‘, das war ein Film! Wir leben nicht in einem Film! Das hier ist die Realität, sie ist hart, gemein und ganz bestimmt wartet am ende unserer Reise keine hübsche Maid auf uns. Nicht mal eine tote Ratte wartet da. Weil und die Ratten nämlich in den Arsch beißen werden, wenn sie uns erwischen!“ Er regt sich so sehr auf, dass er Schaum vorm Maul hat. Ängstlich weiche ich in eine Ecke meines Häuschens zurück. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so rasend ist wie Püppi. „Ach, hat doch keinen Zweck. Warum rede ich überhaupt mit dir.“ Er setzt sich erschöpft hin, atmet schwer und lässt den Kopf hängen. Seine Energie ist wie weggeblasen. „Ist doch alles sinnlos.“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe Angst, dass er wieder wütend wird, wenn ich das Falsche sage, also bin ich lieber still. Püppi seufzt tief. „Ich hatte Pläne. Grandiose, erhabene, herrliche Pläne. Und was ist daraus geworden? Die einzige Freude meines kläglichen Lebens ist, dass ich Margot regelmäßig in ihre Perücken pinkeln kann. Sie merkt das nicht, dazu ist sie zu dämlich.“ „Igitt“, sage ich leise. „Ja, igitt“, sagt Püppi und schaut weiter auf den Boden. „Einmal hat sie mich dabei erwischt, wie ich in ihre Schuhe gemacht habe. Sie hat mir den Hintern mit einer Zeitung versohlt. Es war so entwürdigend.“ „Das tut mir leid“, sage ich mechanisch. Ich bin fasziniert von der Vorstellung. „Ich würde ja weglaufen, wenn es nicht so aussichtslos wäre. Aber wohin soll ich gehen? In die Blander Öde vielleicht? Die Jondheimer Steppe? Wo sich nicht einmal Greif und Harpyie gute Nacht sagen? Nein danke. Ich kann nirgendwo hin.“ Mittlerweile spricht er ganz leise. Fast zu sich selbst. Er tut mir unendlich leid. „Du tust mir unendlich leid“, sage ich zu ihm und ernte einen eisigen Blick. „Dein Mitleid kannst du dir in deinen Metallhintern schieben, du Wichtel.“ Abfällig dreht sich Püppi um und springt zurück auf das Bett. „Heb dir dein sentimentales Gewäsch für dich selbst auf, du bist jetzt nämlich oberstes Clubmitglied im Verlierer-Verein. Margots neues Lieblingsspielzeug. Sie wird dich herumzeigen wie eine Trophäe und irgendwann, wenn du nicht mehr chic bist, vergisst sie dich einfach. Dann endest du in ihrem Schrank, wie die anderen Sachen. Oder sie schenkt dich weiter.“ „Sie schenkt mich weiter?“ „Ja, schenkt dich einfach irgendeinem Kerl, der ihr schöne Augen macht. Oder einer ihrer tollen Mode-Freundinnen. Ich will dir etwas verraten. Ich bin nicht Püppi. Ich bin Püppi der Vierte! Püppi eins starb, als er sich unter die Räder einer Kutsche warf. Püppi zwei ist im Tierheim gelandet, weil ihre Fellfarbe nicht mehr zur Einrichtung der Wohnung gepasst hat. Püppi drei ist eingegangen, weil sich Margots fette Freundin Dalia auf ihn draufgesetzt hat. Dann hat sie eine Strafpredigt von ihren Eltern bekommen und deswegen behält sie mich. Obwohl ich ihr auch schon zum Hals heraus hänge. Glaub nur nicht, dass es bei dir anders sein wird.“ Ich verstehe nicht, was Püppi mir sagen will. „Aber ich bin doch ein Meisterwerk! ich in etwas Besonderes und Meister Fraukensteig persönlich hat mich für sie gebaut!“ „Ja, super. Kannst dir einen Extrastern an deinen tollen Anzug heften. Halt jetzt die Klappe, ich möchte schlafen.“ Püppi dreht sich demonstrativ um und streckt seinen Kopf unter die Vorderpfoten. Entgeistert höre ich seinen Atemgeräuschen zu, während mein Gehirn rast. Ich muss verarbeiten, was er mir gesagt hat. Ich muss nachdenken. Ich komme nicht zum Nachdenken, denn Margot reißt die Türe auf und stürmt ins Zimmer. Sie wirft sich aufs Bett und zerquetscht dabei fast den entgeisterten Püppi, der gerade noch in Sicherheit springt. „Ach, was für ein öder Landstrich! Nicht einmal begraben möchte ich hier sein!“, ruft sie und wälzt sich auf dem Bett hin und her. „Drolling, erzähl mir eine lustige Geschichte. Ich brauche etwas Ablenkung, sonst fallen mir die Haare aus vor Langeweile.“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Bringe kein Wort heraus. „Na, was ist los mit dir, sind dir die Zahnräder verrutscht?“ Das bringt mich auf eine Idee. „Fiep“, mache ich. „Wie?“, fragt Margot. „Fiepfiepfiep“, mache ich wieder und Margot springt von ihrem Bett auf. „Jetzt ist der verdammte Apparat kaputt, das darf nicht wahr sein. Mutter! Vater! Der Apparat ist kaputt!!!“! Wütend stürmt sie aus dem Zimmer. „Fabelhaft, und was hast du jetzt vor?“ Püppi schielt unter dem Bett hervor. „Ich weiß es nicht“, entgegne ich „aber ich muss mit Meister Fraukensteig sprechen. Vielleicht kann er mir helfen.“ „Na dann, viel Glück. Aber komm nicht zu mir, wenn sie dich demontieren lässt.“ Er verschwindet wieder unter dem Bett. Viele, schnelle Schritte nähern sich, dann stürmt die ganze Familie Easterházy ins Zimmer. „Fraukensteig hat versprochen, dass er eine hohe Lebenserwartung hat. Robust, hat er gesagt. Ich werde ihn erschießen lassen, wenn der Apparat tatsächlich kaputt ist.“ Herr von Easterházy ist sehr wütend. Sein dicker Kopf ist ganz rot. Neben ihm schnaubt seine Frau verächtlich. „Ich sage dir schon seit langem, dass er nicht mehr auf der Höhe ist. Er wird alt. Vergesslich. Und die Kosten, die er verursacht, treiben uns fast in den Ruin. Von seinem Geruch ganz zu schweigen.“ Sie nimmt mich aus dem Häuschen und schüttelt mich. „Na, sag schon was.“ „Fiep“, mache ich.“ „Da, siehst du, Mutter? Er fiept einfach nur noch vor sich hin. Und ich habe ihn nicht einmal fallen lassen.“, nörgelt Margot. Ihre Mutter klopft ihr auf die knochige Schulter. „Wir müssen uns dringend nach einem neuen Familienkünstler umsehen. Soll sich doch der alte von Thome mit Fraukensteig herumärgern. Faustrecht soll den Apparat nach unten schaffen.“ Der gebeugte Diener schlurft herein und steckt mich in seine Jackentasche. Es wird dunkel. Als wir uns entfernen höre ich noch, wie Margot zu ihren Eltern sagt, dass sie Meister Fraukensteig noch nie leiden konnte. Ich hoffe, ich habe ihn nicht in allzu große Schwierigkeiten gebracht.
Ich bin wieder in der Werkstatt. Herr Faustrecht hat mich auf den schäbigen Tisch gesetzt und ist gegangen. Meister Fraukensteig ist nicht da. Ich bin alleine. Sehe mich um. Viele Geräte und Maschinen sind verschwunden. Große Kisten füllen nun den Raum. Einige sind beschriftet. ‚Integritätskompensator‘ lese ich. ‚Katastrophischer Dimensionsprojektor’ steht auf der nächsten Kiste. Fraukensteig hat seine Geräte verpackt. Will er verreisen? Auf einem Schreibblock liegt ein Brief. er ist an den Fürsten von Ludwigstal, Hanns von Thome adressiert. Fraukensteig schreibt ihm, dass er sich über den Auftrag freut und sich baldmöglichst auf den Weg machen wird. Er verlässt uns. Er verlässt mich.d Ein eisiger Klumpen bildet sich in meinem Magen. Mir wird schwindlig. ich muss mich setzen. Stoße an ein Tintenfass und verschmiere den halben Tisch mit schwarzer Tinte. „Was machst du denn da?“ Meister Fraukensteig ist mit wenigen Schritten bei mir. Ich habe gar nicht gehört, wie er hereingekommen ist. „Bist du verrückt?“ Ich sehe ihn an und dann brechen die Tränen aus mir heraus. Ich weine und kann nicht mehr aufhören. „Na, na, na.“, macht Fraukensteig. Er kaut auf seinem Bart herum und geht vor mir auf und ab. „Meister“, bringe ich hervor, dann erstickt meine Stimme wieder. „Ach, du kannst also doch noch sprechen?“ Der alte Mann grunzt leise. „Hast einen ganz schönen Aufruhr unter den Herrschaften verursacht, das muss ich schon sagen. Die Easterházys sind außer sich. Drohen damit, mich des Landes zu verweisen. Als wären sie König und Königin Sowieso. Zum Glück muss ich sie nicht viel länger ertragen.“ Er setzt sich auf den Stuhl und sieht mich prüfend an. Ich weine immer noch, aber nicht mehr ganz so schlimm. „Meister“, beginne ich wieder, „verlassen Sie mich nicht, ich will nicht allein hier bleiben.“ „Du bleibst nicht allein.“, erwidert Fraukensteig. „Margot wird in den kommenden Tagen zurück nach Leuing fahren. Du kommst in die große Stadt, mein Kleiner.“ Er holt einen abgegriffenen Beutel aus einer versteckten Tasche seines Umhanges und beginnt, sich eine Zigarette zu drehen. „Ich will aber nicht in die große Stadt, ich will bei Ihnen bleiben!“, rufe ich verzweifelt. „Na, na, na.“, wiederholt Fraukensteig und zündet die Zigarette an. Kleine Rauchschwaden kommen aus seinem Mund. „Vielleicht habe ich es mit deiner Programmierung etwas übertrieben. Dein freier Wille ist ein wenig zu frei geworden, fürchte ich. Komm einmal her.“ Er greift nach mir und ich weiche vor ihm zurück. „Nein!“, rufe ich. „Nein?“, fragt Fraukensteig verwundert und Falten bilden sich in seinem ganzen Gesicht. „Du widersetzt dich mir?“ „Ja!“ Ich schreie nun. Lege all meine Frustration in meine Worte. „Ja! Ich widersetze mich! ich widersetze mich Ihnen, ich widersetze mich Margot! Ich bin ein Widerständler!“ Fraukensteig bricht in schallendes Gelächter aus. Seine Reaktion verdutzt mich derart, dass ich über meinen Zorn stolpere. „Ach, du wunderbarer, großartiger kleiner Mann!“, ruft er aus. „Ein Widerständler. Das Wort hat dir die alte Vettel beigebracht, nicht wahr?“ „Ich bin ein Widerständler.“, sage ich nur. Mehr fällt mir nicht ein. „Ja, natürlich bist du das.“ Der Meister wühlt in der kleinen, abgewetzten Kiste, die immer noch auf dem Tisch steht. „Sag, kannst du mir alle Gebiete des Finsterlands nennen? , fragt er ganz beiläufig. Ich rattere die Namen automatisch herunter und bin stolz, dass Fraukensteig beifällig nickt. Er kramt immer noch in der Kiste, während ich mich von Norden nach Süden arbeite. „Hab ich dich.“, sagt er plötzlich.
Ich bin im Saal der Verzückung. Ich sehe viele bunte Bilder an den Wänden und lustige Skulpturen. Ich kenne den Menschen, der vor mir steht. Sein Name ist Eduard Fraukensteig der Dritte. Er ist siebenundsechzig Jahre alt, Meister der Robotik, Künstler und Automatenbauer. Erfinder. Genie. Ich weiß auch, wer ich bin. Ich bin ein Automat. Der Automat. Ich bin einzigartig. Der kleinste, je geschaffene Homunculus, von Meister Fraukensteig persönlich gebaut. Ich bin ein Geschenk. An die herrliche Margot Parisaris von Easterházy, strahlende Tochter des Hotelmoguls Franz-Wilhelm Tsepesch von Easterházy und der berühmten Etta von Easterházy, frühere Operndiva, bekannt unter dem Namen „Schattenfürstin“. Sie sind unermesslich reich, haben Häuser in ganz Löwensfeld und ich bin ein Geschenk. Das ist ganz wunderbar. Mein Name ist ‚Einfügen‘.
„Ich habe ihn repariert.“, höre ich den Meister sagen. „Er hatte eine kleine Fehlfunktion in seinen Subroutinen. Er wird nun einwandfrei funktionieren.“ „Das will ich auch hoffen! Meine Abreise hat sich um Tage verschoben, nur wegen deiner Bastelei. Ich habe wegen dir die Modenschau der großen Galassia verpasst!“ Diese Stimme gehört Margot. Sie ist eine ganz wunderbare Frau. Ich bin froh, dass ich jetzt einwandfrei funktioniere. Für sie. Margot nimmt mich in die Hand. Sie sieht mir ins Gesicht. „Sag etwas.“, verlang sie. „Etwas“, sage ich. Margot schnaubt und steckt mich in ihre Handtasche. Neben mir hockt ein wuscheliger, weißer Hund. Er sieht niedlich aus. Ich lächle ihn freundlich an. Der Hund fletscht die Zähne. Putzig. „Nun, ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr. Das Automobil wartet. Grüß mir den Alten von Thome, wenn er nicht schon ganz taub ist.“ Es schaukelt, als wir den Raum verlassen. Das finde ich lustig. In der schönen Eingangshalle stehen Herr und Frau Easterházy. Sie verabschieden sich herzlich von ihrer Tochter und ich finde es schön, dass ich dabei sein kann. Ich mag die Familie Easterházy wirklich gern. Wir verlassen das Haus und ich bin ein wenig traurig. Ich fühle mich hier sehr wohl. Als wir das Automobil erreichen, wirft Margot die Tasche mit dem Hund und mir auf den Rücksitz. Ich muss kichern. Der Hund schnaubt heftig, klettert aus der Tasche und setzt sich aufrecht hin. Sieht mich prüfend an. Herr Faustrecht kommt den Kiesweg entlang, spuckt sich in die Hände und dreht heftig an einer Kurbel, die im Kühlergrill des Automobils steckt. Wir schaukeln hin und her. Heulend springt schließlich der Motor an. Margot jauchzt. Herr Faustrecht kann gerade noch zur Seite springen, so schnell drückt sie auf das Gas. Sie ist eine stürmische Frau. Das finde ich faszinierend. Wir rasen los, der Motor macht einen Höllenlärm. „Haben sie dich also erwischt, wie?“, sagt der süße Hund, während der Motor röhrt. „haben dir das Gehirn gewaschen, dich neu programmiert, was?“ Er hechelt und kratzt sich mit einer Pfote am Hals. „Na, mir soll es egal sein.“ „Lieber Herr Hund, ich weiß nicht was du meinst, wer soll mich erwischt haben?“, frage ich verwirrt. Wir werden heftig durchgerüttelt, als Margot durch ein Schlagloch fährt. „Hui!“, ruft sie. Sie ist so witzig. Ich muss wieder kichern. „Lieber Herr Hund.“, murmelt der Hund und kratzt sich schneller. „Wahrscheinlich hast du gar kein Gehirn mehr, du Blödi.“ „Hihihi“, lache ich. Der Hund ist so lustig. Jetzt fletscht er wieder die Zähne, das sieht einfach nur komisch aus. Ich lache noch mehr. „Wir werden bestimmt dicke Freunde!“, rufe ich und versuche, ihn zu umarmen. Japsend springt der Hund von mir fort. „Das halte ich nicht aus, das ich doch kein Zustand.“, grummelt er verdattert. „He, dreh dich mal um, die Nulpe, mal sehen, was du unter der Haube hast.“ Ich drehe ihm den Rücken zu und mache ein fröhliches Gesicht. Mir ist nach einem frohen Liedchen zumute. „Ein froher Mann ist, Wer das Lachen kennt, Wer von Liebe weiß, Und sich zufrieden nennt…“, beginne ich heiter. „Du Arschloch“, murmelt der Hund. Ich blinzle.
Püppi sieht mich skeptisch an. „Na, wieder normal?“ Ich weiß nicht, was er mit normal meint, aber ich fühle mich, als wäre ich von einer Walze überfahren worden. Mein Schädel brummt und mein Körper fühlt sich eigenartig an. Irgendwie tut alles weh. Das Heulen des Motors dröhnt in meinen Ohren. „Hab dich repariert. War nicht ganz einfach, aber ich hab doch gesagt, dass ich ein Wunderhund bin.“ Püppi reckt stolz das überstehende Kinn vor. „Warst nicht zu ertragen, in all deiner Fröhlichkeit. Eigentlich hätte es mir ja egal sein können, aber wahrscheinlich hocken wir noch Jahre aufeinander. Das wäre nicht auszuhalten. Hätte mich in den Selbstmord getrieben.“ Ich frage mich, was er meint. Dann erinnere ich mich schlagartig. Kann ein Zittern nicht unterdrücken, als mir einfällt, was mir angetan wurde. Ich fühle mich missbraucht. „Ja, du bist eindeutig wieder da. Die rosigen Wangen sind wieder schön wächsern. So gefällst du mir besser. Versager.“ Püppi schnaubt abfällig. „Wie konnten sie nur? Wie konnte er nur?“, frage ich und merke, wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Meine Stimme versagt. „Ach, sei kein Heulbaby, natürlich hat er dich umprogrammiert, was denkst du denn? Hast du erwartet, dass Fraukensteig sich mit dir in die Lüfte erhebt und in ein besseres Land fliegt, wo Hundekuchen und Honigdrops fließen? Du bist wirklich zu naiv. Ich hab dir doch gesagt, das Leben ist kein Film. Himmel, wie sehr ich das Autofahren hasse!“ Wir schaukeln heftig, als Margot durch mehrere Schlaglöcher rumpelt. Ihre Tasche kippt um, unzählige Dinge fallen heraus, verteilen sich über den Rücksitz. Zerlesene, abgegriffene Zeitschriften, eine überdimensionale Nagelfeile, ein Handspiegel mit lauter Fingerabdrücken darauf, Reiskekse, eine kleine Gummiente. „Hui!“, ruft Margot wieder. Püppi beißt der Gummiente vor Wut den Kopf ab. Plötzlich stottert der Motor, heult noch einmal heftig auf und dann steht das Automobil still. Aus der Motorhaube quillt dichter Rauch. „Verflucht, nicht schon wieder!“ Margot springt aus dem Fahrzeug, rennt hektisch hin und her. Aus der Motorhaube schlagen jetzt kleine Flammen. Püppi sieht mich mit großen Augen an. Die Flammen schlagen immer höher. Entgeistert schaue ich zurück. Aus dem Motor zischt es bedrohlich. Gleichzeitig versuchen wir, auf den Vordersitz zu kommen. Püppi springt panisch über mich hinweg und aus der offenen Fahrertür. Ich stürze mich hinterher. Falle in den Straßenstaub. Margot ist so aufgeregt, dass sie uns gar nicht bemerkt. Um uns herum erstrecken sich Wiesen. Wälder. Ein langgestecktes Feuerampferfeld hinter einem hohen Zaun. Kein Haus weit und breit. „Das ist unsere Chance!“, rufe ich. „Komm, lass uns fliehen!“ „Du dummer Idiot.“, zischt Püppi böse und bleckt die Zähne. Sein Fell ist verstrubbelt, die Schleife hängt schief von seinem Kopf herunter. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass das nicht funktioniert. Geht das nicht in deinen Metallschädel? Wir gehören ihr! Und daran wird sich auch nichts ändern. Wir können nicht fort!“ Seine Worte gehen fast im Gebrüll des Feuers unter, das nun heftig aus der Motorhaube züngelt. „Nein“, sage ich, „das geht tatsächlich nicht in meinen Metallschädel.“ Ich starre in die Flammen und sehe den einzig möglichen Ausweg. Mit einem Aufschrei stürze ich zurück zum Automobil. „Bist du wahnsinnig? Du bringst dich ja um!“, winselt Püppi hinter mir. Aber das ist mir egal. Ich klettere zurück auf den Vordersitz, hechte auf die Rückbank und greife nach der Feile. Sie ist sehr sperrig, aber auch das ist mir egal. Hinter mir kreischt das Feuer, Funken fliegen. Etwas surrt und pfeift. Es ist unglaublich heiß. Ich klettere mühsam zurück auf den Vordersitz, kleine Rauchsäulen steigen aus dem karierten Stoff auf. Die Hitze versengt mir die Haare, zehrt an meiner Haut. Ich kann fühlen, wie der Stoff unter mir langsam schmilzt. Mit einem riesigen, verzweifelten Satz springe ich aus dem Auto. Rolle mich ab. „Ich werde das nicht länger ertragen!“, brülle ich. Die hektische Margot läuft immer noch herum. Ruft um Hilfe. Rauft sich die Haare und flennt. Aber bald nicht mehr. Ich kann es nicht mehr ertragen.
Es dauert elendig lange, aber dann liegt sie endlich friedlich neben ihrem lichterloh brennenden Wagen. Das platinblonde Haar ist blutverschmiert. Der Rest von ihr auch. „Der Hosenanzug ist hin.“, murmelt Püppi tonlos. Seine Stimme klingt hohl und weit weg. Er weicht vor der größer werdenden Blutlache zurück. „Gratuliere. Jetzt bist du tatsächlich einzigartig. Der erste Mörderapparat des Finsterlands.“ Er weicht noch etwas weiter zurück, als das Automobil gefährlich zischt und faucht. „Fall du vorhast, auch mich abzustechen, lass dir gesagt sein, dass ich zäher bin als diese überzüchtete Tussi. In meinen Adern fließt Straßenköterblut, ich weiß, wie man kämpft.“ Er sträubt das zerzauste Fell. Ich lasse die blutige Feile in den Straßenstaub fallen. Habe ganz vergessen, dass ich sie überhaupt noch in der Hand halte. „Ich werde dich nicht verletzen. Ich werde gar nichts tun. Du kannst gehen, wenn du willst. Wohin du willst. Ich halte dich nicht auf.“ Erschöpft lasse ich mich zu Boden sinken. Meine Wut ist verraucht. Aber ich weiß, dass ich das Richtige getan habe. „Schönen Dank auch für so viel Freiheit.“, kommentiert Püppi trocken. „Jetzt bin ich nicht nur der Hund, der der verdammten Großcousine des Kurfürsten den Finger abgebissen hat, jetzt bin ich auch noch der Komplize des grausamen Mörderapparates. Ganz prima. Nimm dir ein Leckerchen.“ „Dann komm doch mit mir.“, sage ich schwach. Eigentlich ist es mir egal. Ich bin müde. „Wohin, du Genie?“ „Ganz gleich wohin, ist mir ganz egal.“ Meine Stimme ist ein leises Flüstern. Ich bin so müde. „Nun, ich habe einmal gelesen, dass es im Land Eisenfeld ganz herrliches Bier geben soll. Habe mich immer schon gefragt, ob das nicht eine Übertreibung ist.Wäre einen Versuch wert, sofern wir die Reise überleben und nicht schon nach ein paar Kilometern aufgegriffen werden. Die Todesstrafe ist uns sicher, das ist dir doch klar, oder?“ „Ist mir egal“, murmle ich. Die Augen wollen mir zufallen. „Hey, du kannst jetzt doch nicht einschlafen! Steh auf, du dummer Blechmann!“ Püppi schiebt seine Nase unter meinen Arm und zieht mich auf die Füße. „Los, los, einen Schritt vor den anderen, wir müssen weg hier.“ Ich taumele, an ihn gelehnt, vorwärts. Er bugsiert mich in den Straßengraben. Wir stolpern auf das Waldstück zu, ich kralle mich in sein Fell, versuche aufrecht zu bleiben. Hinter uns heult die Karosserie des brennenden Wagens laut auf, dann lässt eine Explosion die Erde erzittern. Die Druckwelle schleudert uns in einen Busch. Fluchend arbeitet sich Püppi aus den Zweigen. Mir fehlt die Kraft dazu. „Steh auf, Mann, steh auf, bald wird jemand kommen und wenn sie uns finden, dann sind wir geliefert.“ Die Stimme. Sie klingt leiser und leiser. Die Welt wird dunkel. „Werde mir jetzt nicht ohnmächtig, rede mit mir! Los, wie heißt du, Blechmann, wie lautet dein Name?“ Ich reiße mühsam die Augen auf. Versuche erfolglos, wieder auf die Bein zu kommen. Püppi drückt sich an mich, ich kralle mich in seinem Fell fest. Ziehe mich mit allerletzter Kraft auf seinen Rücken. „Toll, jetzt bin ich auch noch ein Gaul.“, grummelt der Hund, aber es klingt nicht wirklich böse. „Mein Name…ist…Konstantin.“, flüstere ich. Dann fallen mir die Augen zu.
© sybille lengauer
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