Archiv für August, 2020

Am Ufer

Veröffentlicht: August 28, 2020 in Gedichte
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Am Ufer

Ich habe meine Worte flussaufwärts geworfen,
Nun trägt die Strömung sie an mir vorbei,
Was ich zu sagen hatte,
Klingt sanft in den Wellen,
Gurgelt zwischen den Steinen,
Singt dem Kormoran ein Liebeslied,
Und mündet – vielleicht,
Unträumbar weit weg von hier,
In der tiefblauen Umarmung der See.

© sybille lengauer

Landfrauenregen

Veröffentlicht: August 18, 2020 in Gedichte
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Landfrauenregen
(Eine Beobachtung)

Praktisch alles kann sie regeln,
Haushalt, Job und Kinder kegeln,
Der Kleidungsstil, dezent und schlicht,
Weil Funktionalität besticht,
Gertenschlank ihre Figur,
Praktisch selbst die Haarfrisur,
Frühmorgens schon erstrahlt sie frisch,
Und stellt das Frühstück auf den Tisch,
Mal eben das Parkett polieren,

Fenster putzen, Brote schmieren,
Das Kind schnell in den Kindergarten,
Dann zur Arbeit – kann nicht warten,
Feierabend? Hund spazieren,
Kind abholen, Lunch servieren,
Rasch noch Dies und Das besorgen,
Dem Nachbarn Mehl und Eier borgen,
Ein Kuchen für den Sportverein?
Selbstgebacken, muss schon sein!
Wäsche machen, Smoothies pressen,
Und das Lächeln nicht vergessen,
Dann das Kind ins Bettchen bringen,
Buch vorlesen, Lieder singen,
Nebenbei, für den Gemahl,
Das fulminante Abendmahl,
Von Steak, Kartoffel, rotem Wein,
Für sie darf’s etwas Leichtes sein,
Ein bisschen Rohkost, ausgarniert,
Damit sie nicht die Form verliert,
Danach der Abwasch, der gemeine,
Macht sich auch nicht von alleine,
Das Kind kommt heulend aus dem Zimmer –
Irgendwas ist immer.
Spät Nachts, im dunklen Schlafgemach,
Schnarcht einer schon, doch sie liegt wach,
Seufzt: „Manchmal ist es etwas viel“
Und nimmt zum Schlafen Dormutil.

© sybille lengauer

Im Keller

Veröffentlicht: August 3, 2020 in Kurzgeschichten
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Im Keller

Wäre ich doch zuhause geblieben. Der Abend war noch nicht einmal besonders schön, nur leicht bewölkt und etwas windig. Ich hätte nicht spazieren gehen müssen. Hätte gemütlich, bei einem schönen Glas Wein, den Feierabend auf dem Sofa genießen können. Aber natürlich, eine gute Gesundheit verlangt nach Bewegung. Also bin ich spaziert. Einmal um das Dorf herum, die schmalen Feldwege entlang. Als ich plötzlich die Schreie aus dem alten Bauernhaus hörte, folgte ich dem Geräusch. Habe mir nichts dabei gedacht. Und jetzt sitze ich hier. Mit einem Stift und ein paar Bogen Papier. In diesem Käfig. In diesem Keller. 

Die Hexe sagt, ich solle schreiben. Seit sie herausgefunden hat, dass ich Schriftstellerin bin, behandelt sie mich besser als die anderen. Davor hat sie kein Wort zu uns gesprochen, nur immer die Tabletts mit reichlich Essen abgestellt, unsere Eimer gewechselt und weg war sie wieder. Jetzt bleibt sie manchmal und plaudert ein bisschen mit mir. Meistens über Rezepte. Am liebsten über Fleisch. 

Der Fettsack im Käfig nebenan brüllt schon wieder wie am Spieß. Ihm habe ich die ganze Misere zu verdanken. Er schreit bei Tag und Nacht und ich kann nicht begreifen, warum das da draußen keiner hört. Also, außer mir. Idiotin. Die anderen Gefangenen verhalten sich ruhig, schaufeln nur das üppige Essen in sich hinein und stieren stumpfäugig an die Kellerwände. Manchmal, tief in der Nacht, höre ich sie leise Schluchzen. Alle sind männlich. In den mittleren Jahren. Alle stark übergewichtig. Manchmal bekommt die Hexe einen seltsamen Glanz in den Augen, wenn sie nach ihnen schaut. Ich esse nur wenig. Hocke in meinem Käfig und versuche bei Verstand zu bleiben. Schreibe die Rezepte und Anekdoten der Hexe auf und manchmal ein paar Zeilen für mich. 

Heute gab es Süßigkeiten. Schokoladenkuchen und feinstes Konfekt. Es scheint ein Feiertag zu sein, ich weiß nur nicht welcher. Wenn meine Berechnungen stimmen, bin ich seit zwei Wochen hier. Kann mich aber auch irren, man kommt leicht durcheinander. Ich frage mich, ob die Hexe Geburtstag hat. Sie ist so ausgesprochen gut gelaunt.

Der Schreihals ist tot. Die Hexe hat ihn getötet. Vor unser aller Augen. Hat ihn eiskalt erschossen und seinen Leichnam huckepack aus dem Keller geschleppt. Sie ist unglaublich stark. Und gnadenlos. Ich muss hier unbedingt raus!

Ich komme hier nicht raus. Seit Tagen suche ich nach einem Fluchtweg, es ist aussichtslos. Die Käfige sind doppelt gesichert, die Hexe ist wachsam wie ein Luchs und auf die Hilfe meiner Mitgefangenen kann ich nicht hoffen. Die sind geistig nur noch Gemüse. Und auch ich werde bald verrückt, das kann ich spüren. Vielleicht schlachtet sie mich aber auch, bevor ich den Verstand verliere. Manchmal mustert sie mich und lächelt dabei. Ich glaube, sie überlegt schon das passende Rezept. 

© sybille lengauer

Schreiblust-Anthologie-News

Veröffentlicht: August 2, 2020 in Neuigkeiten
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Liebe Lesende,

In der Halterner Zeitung ist ein herzerwärmend liebenswürdiger Artikel zur neuen Anthologie „Glühende Herzen, Schockstarre und verlassene Limousinen“ des Schreiblust Verlages (Der Verlag) und zu meiner Wenigkeit erschienen. Hier geht es: Zum Zeitungsartikel

HELDENGESCHICHTEN_2020

Nachtrag: Mittlerweile ist auch die Printausgabe erschienen, ich freue mich sehr!

Zeitungsartikel Halterner Zeitung 2020

Buchexperiment auf Reisen

Veröffentlicht: August 1, 2020 in Rezis
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Alphavirus-Experiment

Neulich habe ich an einem interessanten kleinen Experiment teilgenommen und ein reisendes Buch gelesen. Näheres zu dem Experiment findet ihr zB hier: Mindsplints Blog und hier: Ilses Blog und hier: Alices Blog Das Büchlein selbst kann man hier erwerben: Buch
Das Reise-Exemplar, welches sich aktuell bei mir befindet, kann nun gerne weiter auf Weltreise gehen, wer daran Interesse hat, kann sich bei mir in den Kommentaren oder bei Mindsplint melden.

(Nachtrag: Und schon geht das Alphavirus wieder auf die Reise! Das ging ja erstaunlich schnell.)

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