Landfrauenregen

Veröffentlicht: August 18, 2020 in Gedichte
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Landfrauenregen
(Eine Beobachtung)

Praktisch alles kann sie regeln,
Haushalt, Job und Kinder kegeln,
Der Kleidungsstil, dezent und schlicht,
Weil Funktionalität besticht,
Gertenschlank ihre Figur,
Praktisch selbst die Haarfrisur,
Frühmorgens schon erstrahlt sie frisch,
Und stellt das Frühstück auf den Tisch,
Mal eben das Parkett polieren,

Fenster putzen, Brote schmieren,
Das Kind schnell in den Kindergarten,
Dann zur Arbeit – kann nicht warten,
Feierabend? Hund spazieren,
Kind abholen, Lunch servieren,
Rasch noch Dies und Das besorgen,
Dem Nachbarn Mehl und Eier borgen,
Ein Kuchen für den Sportverein?
Selbstgebacken, muss schon sein!
Wäsche machen, Smoothies pressen,
Und das Lächeln nicht vergessen,
Dann das Kind ins Bettchen bringen,
Buch vorlesen, Lieder singen,
Nebenbei, für den Gemahl,
Das fulminante Abendmahl,
Von Steak, Kartoffel, rotem Wein,
Für sie darf’s etwas Leichtes sein,
Ein bisschen Rohkost, ausgarniert,
Damit sie nicht die Form verliert,
Danach der Abwasch, der gemeine,
Macht sich auch nicht von alleine,
Das Kind kommt heulend aus dem Zimmer –
Irgendwas ist immer.
Spät Nachts, im dunklen Schlafgemach,
Schnarcht einer schon, doch sie liegt wach,
Seufzt: „Manchmal ist es etwas viel“
Und nimmt zum Schlafen Dormutil.

© sybille lengauer

Kommentare
  1. ja, so ist das Leben für viele, nur wenn man es dann immer anderen gerechtmachen muss oder will, ist das keine gute Sache

  2. cbholganza sagt:

    Ich dachte du beschreibst meine Frau hier. Sie ist so eine Freude, die Arbeit und Hausarbeit in Einklang bringt. Danke dafür.

  3. Sybille, a lovely, flowing rhythmic masterpiece of poetic art!

  4. Die Rolling Stones sprachen damals schon von Mother’s little helper. Der half eher durch den Tag.

  5. Mother’s little helper für die perfekte Frau …
    Dann lieber etwas weniger Superwoman.
    Sehr gut getroffen! 👍😀

  6. Ulli sagt:

    Das liest sich für mich nach einem Horrorleben einer Frau und Mutter und da frage ich mich dann schon wofür wir gekämpft haben.
    Herzlichst, Ulli

    • Sybille Lengauer sagt:

      Die Emanzipation ist hier nur rudimentär und mutiert angekommen – man arbeitet jetzt ja auch im Beruf und nicht nur zuhause. Manchmal möchte ich schreien, ob sie verrückt geworden sind. Aber ich bin hier der Freak. 🙂

  7. wildgans sagt:

    Da lächelt Madame ein wenig gequält …oh, was laufen hier viele davon rum…früher waren sie fett, gemütlich und man nannte sie „Landmaschinen“ – war das boshaft? Auf jeden Fall ziemlich eine Maskerade, gestern wie heute…Oder?
    Gruß von Sonja

  8. Ola sagt:

    Ganz großer Daumen! Das Teil ist klasse …

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