Archiv für die Kategorie ‘Gedichte’

Die Welt wird weiß

Veröffentlicht: Mai 18, 2023 in Gedichte
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Die Welt wird weiß

Der Morgen versinkt,
In milchigem Nebel,
Aus dem sich diffuse,
Strukturen erheben,
Gebäude und Wege,
Einst alte Vertraute,
Zerschmelzen, zerfließen,
Zu Illusionen verfremdet,
In der gleißenden Sonne,
Verschwimmt alles Leben,
Hinter taufeinen Schleiern,
Bleiben Formen verborgen,
Die Welt wird weiß.

© sybille lengauer

Liebe Lesende,
vor wenigen Wochen durfte ich mich an der 5-Fragen-Reihe des lieben Walter Pobaschnig von Literatur Outdoors beteiligen. Das Interview findet ihr hier: https://literaturoutdoors.com/2023/04/10/wir-brauchen-zwingend-mehr-kitschige-sonnenaufgange-sybille-lengauer-schriftstellerin-_-haltern-am-see-10-4-2023/

Außerdem durfte ich ein Akrostichon zu „Give Peace A Chance“ verfassen, auch dieses findet ihr bei Literatur Outdoors: https://literaturoutdoors.com/2023/03/23/geben-wir-dem-frieden-eine-chance-sybille-lengauer-schriftstellerin-_-give-peace-a-chance-_-haltern-am-see-23-3-2023/?fbclid=IwAR0iL8V-jueogxUUFhLArtZkcInDLWhb6g_cgrfVYtknx4ThGPo9_0YH17s

Viel Vergnügen und einen schönen Tag wünscht euch,
Sy

Wellendonner

Ich folge den donnernden Wellen zur Küste,
Meine Schritte versanden in wandernden Dünen,
Salzwasserhauch glänzt auf meiner Haut.

Ich ging in die Dunkelheit.

Ich folge den klagenden Möwen zum Strand,
Mein Atem, vermischt mit dem Odem des Meeres,
Steigt auf zu den Wolken, die den Himmel bedecken.

Ich ging in die Dunkelheit, um mich zu betrinken.

Ich folge dem wogenden Grollen zum Ufer,
Meine Worte verfliegen mit der rauschenden Gischt,
Nur der Ozean soll wissen, was ich zu sagen habe.

Ich ging in die Dunkelheit, um mich zu betrinken,
Und ertrank in der Dunkelheit.

© sybille lengauer

Flieder, mein Lieber

Bald schon blüht wieder der Flieder, mein Lieber.
Über den Dächern verwinkelter Heimwerkerlauben,
Beturteln sich gurrende Ringel-Lusttauben,
Und auf den sonnigsten Fensterplätzchen,
Räkeln sich schnurrend die fettesten Kätzchen.
Bald schon erblühen die Apfelbäume!
Auf den Viehweiden sprießen dann Wiesentraumschäume,
Und der Feldschwirrl schwirrlt und die Bachstelze stelzt,
Wenn der Frühling, wie Butter, mein Herz umschmelzt.

© sybille lengauer

btr

btr

Schuld

Veröffentlicht: April 5, 2023 in Gedichte
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Schuld

Und wieder stehe ich an der Kreuzung,
Stelle mir die Frage, wie es weitergehen soll.
Und wieder fehlt nur ein kleiner,
Ein ganz kleiner Ruck und –
Ich biege ab.

Schuld?
Sie baden gerade Ihre Hände darin.

Schon wieder diese gottverdammte Kreuzung und,
Schon wieder diese dreimal verfluchte Frage.
Aber Abschied und das ganze Brimborium,
Will sich auch keiner ans Bein binden, also –
Ich biege nicht ab.

Schuld?
Sie baden gerade, Sie baden.

Und wieder, wieder, wieder an der Kreuzung,
Und wieder, wieder, wieder diese fürchterliche Frage.
Es fehlt nur ein kleiner,
Ein ganz winzigkleiner Ruck und –
Ich biege ab.
Biege ich ab?

Schuld!
Wuchert wie Löwenzahn rings um meine Seele.

© sybille lengauer

Der Schatz

Veröffentlicht: April 1, 2023 in Gedichte
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Der Schatz

Sie suchen mich und sie fragen sich,
Wohin ich so plötzlich verlorenging,
Doch sie finden ihn nicht,
Jenen Platz, wo ich bin,
Denn ich zu liege tief,
Tief im Erdreich verborgen.
Mein Schlummer ist friedlich,
Unter den Wurzeln junger Bäume,
Ich verharre behaglich,
Atme den Wald und alte Träume.

Sie suchen mich und sie streiten sich,
Weil ich gar plötzlich verlorenging,
Doch sie finden ihn nicht,
Jenen Platz, wo ich bin,
Denn ich liege zu tief,
Tief im Flechtwerk verborgen.
Mein Schlaf ist lieblich,
In der Umarmung junger Bäume,
Ich ruhe geduldig,
Atme den Wald und alte Träume.

© sybille lengauer