Dieser Dreck, der mein zu Hause ist. Brennt auf der Haut. Brennt auf der Seele. Frisst tiefe Spuren in meine schweißverkrustete Haut. Dieser Dreck, der mein zu Hause ist. Den du mit Füßen trittst. Weil du besser bist, in deinem Mehrzweckkostüm. In deinen Lederschuhen. In deiner Wolke aus feinem Parfum.
Dieser Dreck, der mein zu Hause ist. Den du angewidert mit einem feuchten Tuch abwischst, wenn du aus meiner Gosse zurück in dein Appartement flüchtest. Und dich hasst dafür. Weil dich der Gedanke anekelt, dass es mich gibt. Weil du das niemals offen zugeben würdest. Du gehst zu deinem Kühlschrank und schenkst dir ein Glas Orangensaft ein. Denkst an etwas Schöneres als mich. Und ich habe nichts. Ich habe nichts. Außer diesem Dreck. Der mein zu Hause ist.
Den ich hasse. Den ich nicht ertrage. Den ich verdränge, auch wenn es mir das Hirn zerfrisst. Eine Tüte Plastik. Eine Tube Klebstoff. Und die Fetzen, die ich am Leib trage. Große Kinderaugen. Dahinter ein Herz, das zu alt ist um noch Kind zu sein. Und eine Seele, die brennt wie Säure. Ich bleibe hier liegen. Bis er mich aufgefressen hat. Bis er mich völlig absorbiert hat. Dieser Dreck, der mein zu Hause ist.
© Sybille Lengauer