Hingenagelt
(Erinnerung an die Krebszeit)
(Gedichtform)
Da lag ich nun.
Hingenagelt an die Diagnose.
Las und schwieg, schrieb nicht, litt und las.
Sprach wenig über das, was mich bewegte.
Und wer will schon, ja, wer will schon?
Ist doch alles dieses Übel,
Überall schon,
Tausendmal ist es passiert.
Was sollt‘ ich reden?
Konnt‘ ohnehin nur flüstern.
Übte Logopäden-Sprech.
Mein Ba-Ba-Ta-Ta-Pa-Pa krächzte,
Immer an der Wand lang.
Doch nirgendwo ein Ausgang.
Es genügte!
Wenn das Innerste sich hüllte,
In Schichten, Schuppen, panzerdick.
Und sich mit Worten füllte.
Den ungesagten, ungeschrienen,
Ungekreischten, ungenierten Sätzen.
Die sich ballten in der Flut.
Verhallten in der Ebbe.
Das hört nicht mal der Kater.
Und nirgendwo ein Meer in Sicht,
Nur Regenwolken, himmelweit.
Doch Wasser immerhin.
Denn, wo kämen wir denn hin,
Der Hoffnung zu versagen?
Die allumher verkündet ward:
Mit guten Heilungschancen.
Also lag ich da,
Hingenagelt an die Diagnose,
Las und schwieg, schrieb nicht, litt und las.
Dachte lange über das, was mich bewegte.
Doch wer will schon, ja, wer will schon?
Ist doch alles dieses Übel,
Überall schon,
Millionenmal ist es passiert.
Was sollt‘ ich brennen?
Konnt‘ ohnehin nur knistern.
Übte Logopäden-Sprech.
Mein Ha-Ha-Ma-Ma-Oooo-Oooo schabte,
Immer an der Welt lang.
Doch nirgendwo ein Eingang.
Es genügte!
Dass das Innerste sich hüllte,
In Wälle, Mauern, ziegeldick.
Und sich mit Stimmen füllte.
Den ungesagten, ungeschrienen,
Ungekreischten, ungenierten Liedern.
Die sich ballten in der Flut.
Verhallten in der Ebbe.
Das stört nicht mal den Kater.
Und nirgendwo das Meer in Sicht.
Nichts anderes als Regen.
Doch, wo kämen wir da hin,
Der Hoffnung zu versagen?
Die allumher verkündet ward,
Mit besten Herzenswünschen.
Kein Mottospruch der Welt ist ein Geschenk.
© sybille lengauer