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Asche

Veröffentlicht: August 14, 2013 in Gefasel
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Mein Luftschloss im Himmel. Treibt ziellos und langsam verfallend in der sanft leuchtenden Abendsonne. Von unzähligen Windstößen zerrieben, durch unglaubliche Zeiten verzehrt. Eine blau schimmernde Ruine im verblassenden Licht. Leere Fensterrahmen, vermodernde Türen. Kleine Bruchstücke von zartem Porzellan auf dem kalten Steinboden. Nur der Staub wagt noch kleine Spiele. Jagt seinen Schatten durch die eiskalten Zimmer. Kriecht in verborgene Ecken. Tanzt in wilden Teufelsspiralen im Kamin. Fragt, wohin wir gezogen sind. Alles nur noch Asche.

Doch wohin wir sind, Das weiß nur der Wind, Der uns treibt, Der uns treibt.

Mein Fels in der Brandung. Sinkt, bedeckt von Tang und schwer vom Salz, hinein in die unendliche See. Von unzähligen Wellen zerrieben, durch unglaubliche Prüfungen verzehrt. Ein dunkler Fleck in den umschlingenden Wogen. Mit jedem Schlag des Wassers kleiner werdend. Von Papageienfischen in kleine Stücke zerbissen, zu feinstem Sand gemahlen, der sich im Meer verliert. Nur die Sturmvögel wissen um diesen Verlust und weinen blutige Tränen. Sie kreisen über der Stelle, an der er Gischt und Sturmfluten trotzte. Singen krächzende Lieder auf seinen Untergang. Fragen, wieso wir verschwunden sind. Alles nur noch Asche.

Doch wohin wir sind, Das weiß nur der Wind, Der uns treibt, Der uns treibt.

Mein Ritter in strahlender Rüstung. Erstickt röchelnd und gurgelnd am eigenen Blut. Drückt mit der eisenumwobenen Hand das letzte bisschen Leben verzweifelt zurück in seinen Hals. Krümmt sich, bis der Schuppenpanzer bricht. Von unzähligen Kämpfen zerrieben, durch unglaubliche Taten verzehrt. Windet seinen sterbenden Körper in einer immer größer werdenden Lache. Zuckt, zittert, liegt schließlich still im Schein eines lächelnden Mondes. Von Ratten und Füchsen zerfressen, bleibt bald nur noch eine rostende Rüstung an der Stelle zurück, an der er mich verließ. Nur die Krähen feiern noch immer ein Fest an den wenigen Überresten. Delektieren sich an dem, was einst der Stolz meiner Armee war. Hocken in dicken, schwarzen Trauben um seinen zerbrochenen Panzer. Fragen, warum wir gegangen sind. Alles nur noch Asche.

Doch wohin wir sind, Das weiß nur der Wind, Der uns treibt, Der uns treibt.

© Sybille Lengauer