Mit ‘Herzschmerz’ getaggte Beiträge

Ich werd‘ heut…

Veröffentlicht: November 14, 2022 in Gedichte
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Ich werd’ heut nicht…

Ich werd’ heut nicht fertig mit trinken, mein Freund,
Mein Herz ist zu leer, es passt zu viel hinein,
Glas auf Glas will ich die Leere ersäufen, jedoch,
Die Nüchternheit folgt mir auf eiskalten Füßen.

Ich werd’ heut nicht fertig mit rauchen, mein Freund,
Mein Herz ist zu schwer, es drückt zu stark nach unten,
Zug um Zug will ich die Schwere zerfasern, jedoch,
Die Nüchternheit folgt mir auf sandrauen Füßen.

Ich werd’ heut nicht fertig mit alldem, mein Freund,
Mein Herz ist zu traurig, es schwärt und mäandert,
Stund’ auf Stund’ will ich die Traurigkeit dämpfen, jedoch,
Dein Tod schleicht mir nach, auf ernüchternden Füßen.

© sybille lengauer

Feuer

Veröffentlicht: März 16, 2014 in Gedichte, Gefasel
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Du machst ein nettes Foto.
Von einem hübschen Teller.
Mit feinem Essen drauf.
Artgerechtes Gemüse, an glücklichen Fleischhäppchen.
Mit vollmundiger Champagnercreme.
Köstlich.
Lächelst in dich hinein.
Während mir hier gerade das Herz bricht.

Und wenn du ganz genau hinschaust.
Dann ist da so ein ganz schwacher Schimmer.
So ein Glimmen. Zarter noch als Insektenflügel.
Könnte ein Funke sein. Oder ein Staubpartikel.
Ist aber nur mein Gefühl.
Das gerade im Hinterhof verreckt ist.
Macht nicht viel.

Du hörst dein absolutes Lieblingslied.
Summst etwas schief mit.
Wippst ein bisschen mit dem Fuß dazu.
Rhythmus war noch nie so ganz deins.
Steckst dir einen Finger ins Ohr.
Hörst danach ein wenig besser.
Wunderbar.
Grinst glücklich vor dich hin.
Während mir hier gerade das Herz bricht.

Und wenn du ganz genau hinhörst.
Dann ist da so ein ganz leises Geräusch.
So ein Flüstern. Leiser noch als der Wind.
Könnte ein Seufzen sein. Oder ein Gähnen.
Ist aber nur mein Gefühl.
Das gerade im Straßengraben verreckt ist.
Macht nicht viel.

Du sitzt gemütlich im Kinosessel.
Stopfst dir Nachos in den Hals.
Mit doppelter Käsesauce.
Wischst dir ein paar Krümel aus dem Mundwinkel.
Die Sprenkel am T-Shirt hast du übersehen.
Ist nicht schlimm.
Du nimmst zufrieden einen Schluck eiskalte Cola.
Während mir hier gerade das Herz bricht.

Und wenn du ganz genau aufpasst.
Dann ist da so ein ganz leichter Hauch.
So ein Lüftchen. Sanfter noch als ein Kuss.
Könnte ein Gedanke sein. Oder ein Blinzeln.
Ist aber nur mein Gefühl.
Das gerade in der Gosse verreckt ist.
Macht nicht viel.


© Sybille Lengauer

Granit (Ein Steinlied)

Veröffentlicht: März 16, 2014 in Gedichte
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Du wütest durch mein Herz.
Ein Meißel.
Der mich in kleine Stücke schlägt.
Ich weine Tränen aus Granit.
Mitleid im Blick.
Weil es irgendwie schade ist.
Dass ich zerbrechen muss.
Graphitverschmiert.

Und du erfindest dich neu.
Ein strahlend frisches Ich.
Ohne mich.

Du rast durch mein Herz.
Ein Hammer.
Der mich zu feinem Staub zermalmt.
Ich weine Tränen aus Granit.
Mitleid im Blick.
Weil es irgendwie traurig ist.
Dass ich verschwinden muss.
Ausrangiert.

Und du erfindest dich neu.
Ein strahlend helles Ich.
Ohne mich.

Schon mal auf Sand gebaut?

© Sybille Lengauer

Es is(s)t

Veröffentlicht: Juli 27, 2013 in Gefasel
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Es ist nicht richtig. Es ist so absolut nicht richtig, dass es sogar von der gegenüberliegenden Seite betrachtet falsch ist. Es ist verkehrt. Völlig und ohne Anspruch auf Ordnung. Es brennt, wuchert, ballt sich zusammen. Überflügelt und untergräbt. Frisst sich einen Weg, quer durch mein gesamtes System. Lächelt dabei. Es ist absurd. Es ist so unfassbar absurd, dass unsere Gehirne es auch vernetzt nicht klar erfassen können. Es ist unbegreiflich. Chaotisch und monströs in seiner Hässlichkeit. Und fräst sich in meine Haut. Reißt tiefe Löcher durch Muskeln, Sehnen, Knochen.  Durchbricht die Wände meiner Adern. Schlägt nadelspitze Zähne in jedes Blutkörperchen. Saugt mich auf. Stück für Stück. Bohrt blassrosa Tentakel durch meine Nervenbahnen. Lächelt dabei. Es ist abartig. Es ist so pervers abartig, dass ich erstarre wie das Kaninchen vor der Schlange. Die Pupillen geweitet, kalter Schweiß auf meiner Haut. Der Atem flach, die Botenstoffe rasen. Hektische Stroboskopgewitter in meinem Gehirn. Ein Feuerwerk der Panik. Das Herz steht fassungslos still. Es wirft mich hochkant aus meinem Körper. Tritt mich, eiskalten Blickes, aus meinem Universum. Schlingt mich weiter in sich hinein. Umwindet jede Zelle, bis alles in mir erstickt ist. Verschlingt genüsslich meine Seele. Lächelt dabei. Und ich habe Angst. Todesangst. Während es mir sein Schlaflied singt.

© Sybille Lengauer