Frustfresserraupe
Auf einem welken Blatte,
Saß ohne große Lust,
Ein kleiner Raupengatte,
Und fraß, gegen den Frust,
Sich voll mit Chlorophyll.
Er war von seinem Raupenweib,
Verstoßen und verhöhnt,
Sie hatte seinen dicken Leib,
Verspottet und verpönt.
Drum fraß er auch so viel.
Nach dem Käferstündchen
Es schleimt zu ihrem Käferfreund,
Die kleine Nacktschneck‘ ganz verträumt,
Sie würd‘ ihn ewig lieben,
Da hat er sie vertrieben.
Im Garten
„Mein Schatz, wo bist du?“, fragt die Meise,
Ruft seinen Namen, laut und leise!
Vergebens sucht die Meis‘ den Gatten,
Mein Kater hat’n.
Wohin Manieren führen
„Wenn sie nur nicht so bitter wären,
Würd‘ ich sie VOR dem Sex verzehren.“
Sprach’s kauend vor sich hin,
Die Spinnerin.
Grausegrau
Grausegraue Regentropfen,
Die auf deine Seele klopfen,
Löchern durch die Stirn.
Schreckensschwarzer Düsternebel,
Fest sich windend wie ein Knebel,
Fräst sich ins Gehirn.
Geworfen in die Fegefeuchte,
Suchst du Mensch das Sinngeleuchte,
Knietief im Morast.
Erkennst im wirbelnd’ Sinnesstrudel,
Dass du, wässrig wie der Pudel,
Dich selbst verloren hast.
(c) sybille lengauer