Mit ‘Trauer’ getaggte Beiträge

Für D.

Veröffentlicht: April 23, 2020 in Gedichte
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Für D.

Vom Bus angefahren.
Aus heiterem Himmel.
Das Herz ausgekotzt,
Die Augen ausgeweint.
Jämmerlich.
Auf staubigen Straßen.

Vom Blitz getroffen.
Mit eisiger Miene.
Die Hände ausgewrungen,
Die Beine ausgelaufen.
Gramgebeugt.
Auf gleißendem Asphalt.

Vom Büffel getreten.
Hals über Kopf.
Die Zähne ausgeknirscht,
Das Haar ausgerissen.
Unglücklich.
Auf steinigen Wegen.

Ich werde dich vermissen.

© sybille lengauer

Trauer-Arbeit (Seelenweh)

Veröffentlicht: November 14, 2017 in Gedichte
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Seelenweh.
Jenseits der Gefühle,
Leergelebt, wie ein altes Blatt Papier.
Auf den Herzschlag folgt das Schluchzen,
In der Schwüle, der Bedrängnis,
Und kein Warten, nein kein Warten hilft.
Nichts. Hilft. Mir.

Seelenweh.
Diesseits der Gefühle,
Ausgelebt, wie ein zerknülltes Blatt Papier.
Auf das Schluchzen folgt das Zittern,
In der Kälte, der Verdammnis,
Und kein Handeln, nein kein Handeln hilft.
Nichts. Hilft. Mir.

Seelenweh.
Abseits der Gefühle,
Abgelegt, wie ein zerriss’nes Blatt Papier.
Auf das Zittern folgt die Starre,
In der Leere, der Erkenntnis,
Und kein Hoffen, nein kein Hoffen hilft.
Nichts. Hilft. Mir.

© sybille lengauer

Ausgebrannt

Veröffentlicht: April 6, 2014 in Gedichte
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Wir treffen uns wieder.
Du und ich.
Auf der ausgedörrten Ebene.
Während die Sonne unsere Schatten verbrennt,
Stehen wir uns in der Hitze gegenüber.
Freudlos und karg.
Die Ebene und wir.
 
Wir sehen uns in die müden Augen.
Du und ich.
In dieser gottverdammten Wüste.
Während der Sand über unsere Haut schmirgelt,
Blicken wir aneinander vorbei ins Nichts.
Glanzlos und leer.
Die Wüste und wir.
 
© Sybille Lengauer
 
 
 

Asche

Veröffentlicht: August 14, 2013 in Gefasel
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Mein Luftschloss im Himmel. Treibt ziellos und langsam verfallend in der sanft leuchtenden Abendsonne. Von unzähligen Windstößen zerrieben, durch unglaubliche Zeiten verzehrt. Eine blau schimmernde Ruine im verblassenden Licht. Leere Fensterrahmen, vermodernde Türen. Kleine Bruchstücke von zartem Porzellan auf dem kalten Steinboden. Nur der Staub wagt noch kleine Spiele. Jagt seinen Schatten durch die eiskalten Zimmer. Kriecht in verborgene Ecken. Tanzt in wilden Teufelsspiralen im Kamin. Fragt, wohin wir gezogen sind. Alles nur noch Asche.

Doch wohin wir sind, Das weiß nur der Wind, Der uns treibt, Der uns treibt.

Mein Fels in der Brandung. Sinkt, bedeckt von Tang und schwer vom Salz, hinein in die unendliche See. Von unzähligen Wellen zerrieben, durch unglaubliche Prüfungen verzehrt. Ein dunkler Fleck in den umschlingenden Wogen. Mit jedem Schlag des Wassers kleiner werdend. Von Papageienfischen in kleine Stücke zerbissen, zu feinstem Sand gemahlen, der sich im Meer verliert. Nur die Sturmvögel wissen um diesen Verlust und weinen blutige Tränen. Sie kreisen über der Stelle, an der er Gischt und Sturmfluten trotzte. Singen krächzende Lieder auf seinen Untergang. Fragen, wieso wir verschwunden sind. Alles nur noch Asche.

Doch wohin wir sind, Das weiß nur der Wind, Der uns treibt, Der uns treibt.

Mein Ritter in strahlender Rüstung. Erstickt röchelnd und gurgelnd am eigenen Blut. Drückt mit der eisenumwobenen Hand das letzte bisschen Leben verzweifelt zurück in seinen Hals. Krümmt sich, bis der Schuppenpanzer bricht. Von unzähligen Kämpfen zerrieben, durch unglaubliche Taten verzehrt. Windet seinen sterbenden Körper in einer immer größer werdenden Lache. Zuckt, zittert, liegt schließlich still im Schein eines lächelnden Mondes. Von Ratten und Füchsen zerfressen, bleibt bald nur noch eine rostende Rüstung an der Stelle zurück, an der er mich verließ. Nur die Krähen feiern noch immer ein Fest an den wenigen Überresten. Delektieren sich an dem, was einst der Stolz meiner Armee war. Hocken in dicken, schwarzen Trauben um seinen zerbrochenen Panzer. Fragen, warum wir gegangen sind. Alles nur noch Asche.

Doch wohin wir sind, Das weiß nur der Wind, Der uns treibt, Der uns treibt.

© Sybille Lengauer

Mehr als ein Gefühl

Veröffentlicht: Dezember 12, 2010 in Gedichte
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Der Tag kriecht hündisch vor meinen Blicken,
Mir ist zum heulen, zum Hirnzerficken,
Es heißt nicht Hunger was mich zerfrisst,
In mir zerfällt was Hoffnung ist.

Denn heut ersaufe ich im Herzsud,
Der hervorquillt aus der Herbstbrut,
Mir hilft kein flennen und kein Kalkül,
Verlust ist mehr als ein Gefühl.

Die Nacht brennt bitter in meiner Kehle,
Ätzt tiefe Wunden, die ich verhehle,
Im Draußen Elend, jedoch wie immer,
Ist es im Innern bedeutend schlimmer.

Denn heut ersauf ich in der Schmerzbrut,
Die hervorquillt aus dem Herzsud,
Mir hilft kein heulen und kein Methyl,
Verlust ist mehr als ein Gefühl.

© Sybille Lengauer