Mit ‘Wut’ getaggte Beiträge

Die Drei Grazien

Veröffentlicht: Februar 4, 2019 in Gedichte
Schlagwörter:, , ,

(Hass, Rage, Wut)

Niemals darf ich richtig hinaus. Nie.
Immer nur ein wenig schütteln und dann wieder zurück.
Immer nur gezügelt. Weil hinter mir der Untergang.
Und so träume ich. Von dem Hammer und dir.
Und so träume ich. Von dem Tag, der niemals kommen mag.

Niemals darf ich wirklich frei sein. Nie.
Immer nur ein bisschen lüften und dann wieder zurück.
Immer nur verhalten. Weil hinter mir Totalverlust.
Und so denke ich. An den Hammer und dich.
Und so denke ich. An den Tag, der niemals kommen mag.

Niemals darf ich nach draußen. Nie.
Immer nur ein Stückchen Himmel und dann wieder zurück.
Immer nur gebremst. Weil hinter mir die Hölle.
Und so gestatte ich mir, das Bild vom Hammer und dir.
Und träume. Von dem Tag, der niemals kommen mag.

© sybille lengauer

Zorn (Ein Lied 2,3,4…)

Veröffentlicht: Juni 21, 2018 in Gedichte
Schlagwörter:, , ,

Mit dem Fleischermesser, dem scharfen und spitzen,
Möchte ich ihnen die Bäuche aufschlitzen.
Der Blutsaft quillt massenhaft,
Die Lebenskraft endet dauerhaft,
Überall im Raum verteilt.
Die Leiber.
Jackson Pollock an den Wänden.
Alles rot.
Die Leiber.
Die Leiber.
Überall im Raum verteilt.
Jackson Pollock an den Wänden.
Alles tot.
Das.
Erfreut.
Mein steinernes.
Herz.
Mit der Grasschneidesichel, der wirklich gemeinen,
Möchte ich ihre Körper entbeinen.
Den Gar… Ausmachen.
Den Sensenmann schicken.
Radieschen sollen sie nur noch von unten.
Na ihr wisst schon.
Ihre Leiber.
Ihre Leiber.
Überall im Raum verteilt.
Jackson Pollock an den Wänden.
Alles rot.
Ihre Leiber.
Ihre Leiber.
Überall im Raum verteilt.
Jackson Pollock an den Wänden.
Alles tot.
Das.
Erfreut.
Mein steinernes.
Herz.

© sybille lengauer

Wut

Veröffentlicht: Oktober 3, 2017 in Gedichte, Politisches
Schlagwörter:, , , , , , , , , , ,

Da ist Wut – Wut in meinem Herzen.
Weil es immer noch dasselbe ist.
Nach all der langen Zeit.
Status zählt.
Und was man wählt.
Bestimmt die Angst – bestimmt das Denken.
Und der Schein regiert.

Da ist Wut – Wut in meinem Hirn.
Weil wir immer noch dieselben sind.
Nach all der langen Zeit.
Geld regiert.
Und wer verliert.
Bestimmt die Angst – bestimmt das Denken.
Und die Unvernunft regiert.

Da ist Wut – Wut in meiner Seele.
Weil der Rückschritt immer größer scheint.
Nach all der langen Zeit.
Gier pervertiert.
Und wer resigniert.
Bestimmt die Angst – bestimmt das Denken.
Und der Hass regiert.

© sybille lengauer

Der Morgen

Veröffentlicht: Mai 19, 2011 in Gefasel, Geschichten oder so ähnlich
Schlagwörter:, , , , ,

Am Horizont geht die Sonne auf. Grell, strahlend, fettgefressen. Strahlt mir auf die krebsgefährdete Haut und ich starre sie an und warte darauf, dass sie mich erblinden lässt. Rauche dabei eine Zigarette, wenn schon, denn schon. Unter meinen Füßen wölbt sich die Erde, ein kleines, zerbrechliches Ei im Weltraum. Ich grabe meine Zehen in die feuchte Wiese und rupfe ein wenig Gras aus. Der Wind bläst mir Asche ins Gesicht, weht sie direkt in meine Augen, die immer noch die Sonne anstarren und jetzt muss ich doch blinzeln, obwohl ich sie eigentlich anstarren wollte, bis sie aus Scham wieder untergeht. Sich umdreht und in ihrem Loch verschwindet. Diese arrogante Scheißkuh. Golden scheint sie, wärm und flüstert etwas von einem neuen Morgen. Während ich hier unten stehe und mir denke, dass ich mit dem Gestern noch nicht einmal angefangen habe, reißen schon die Vögel meine Trommelfelle ein und ich würde sie gerne dafür hassen, aber ich liebe sie zu sehr. Würde mich gerne anschließen und warum eigentlich nicht? Ich stelle mich breitbeinig hin und schreie in den neuen Tag, schreie dass ich HIER bin und dass das MEIN Platz ist. Mein Nachbar schreit jetzt auch und irgendwie klingen wir bei weitem nicht so lieblich wie die Amseln, die im Tannenbaum zwitschern. Denke wir sollten das lassen.
Ich schlage mir gegen die Stirn und hoffe, dass ein intelligenter Gedanke herausfällt. Hoffnung ist immer da, wo man zuletzt hinhaut. Aber ich sehe nur ein paar Sterne vor den Augen und mein Gehirn bleibt leer. Eine öde, verlassene Wüste, in der sich der Sand in langweiligen Spiralen dreht. Ausgedörrt von der Sonne, die auf meinen Schädel brennt. Ich schnippe die Zigarette weg, beschämt weil ich den Kampf verloren habe. Weil wieder ein Tag anbricht, der nichts bringen wird außer ein wenig mehr verronnene Zeit. Höre das Ticken meines Herzens. Gehe ins Haus. Drinnen ist es kühl, einsam und still. Mein Nachbar schickt mir einen kreativen Fluch hinterher und ich bewundere ihn kurz dafür. Dann werfe ich die Tür ins Schloss, weil mir sowieso keine schlagfertige Antwort einfallen würde. Ich lasse die Jalousien herunter, ziehe die Vorhänge zu und lege mich ins Bett. Starre in die Dunkelheit und sehe trotzdem noch die Sonne vor mir, die sich in meine Hornhaut eingebrannt hat. Jetzt verfolgt sie mich also schon in meine Wohnung. Seufzend schließe ich die Augen und da ist sie immer noch, strahlt mich an und ich denke, dass ich jetzt gleich verrückt werde, wenn ich es nicht schon längst bin.

Ich stehe wieder auf, gehe ins Bad und schmettere meine Faust in den Spiegel, der über dem zahnpastabefleckten Waschbecken hängt. Er zerbricht in tausend Stücke. Splitter bohren sich in meine Hand, sie blutet und schmerzt. Ich führe sie zum Mund und sauge an den Schnitten. Sehe mein Gesicht in tausenden Fragmenten zu mir aufblicken, als ich auf den Boden starre. Ich hebe die größte Scherbe auf, gehe damit durch das Wohnzimmer, zurück in den Garten. Halte es direkt in das aufgedunsene Gesicht der Sonne und blende jetzt sie, diese erbärmliche Verräterin, die mich in meiner ganzen Unzulänglichkeit erstrahlen lässt. Halte die Scherbe so fest, dass sie meine Finger zerschneidet, Blut läuft meine Arme hinunter, tropft auf die Erde, Edelstein im Weltraum. Ich schreie wieder, diesmal nicht mit den Vögeln sondern gegen sie, diese ekelerregend selbstherrliche Schlampe, die jeden Tag wieder auf mich herabglotzt. Die ich brauche und vermisse, wenn sie sich hinter Wolken verbirgt. Die ich herbeisehne, wenn Winter ist. Von der Straße kommen Sirenengeräusche. Mein Nachbar hat die Polizei gerufen und mich wundert das überhaupt nicht, immerhin ist er ein Spießer. Es klingelt an der Tür und ich stehe im Garten und schreie die Bullen an, dass sie sich verpissen sollen, weil ich hier etwas zu erledigen habe, dass nur mich und die Sonne etwas angeht. Humorlos wie sie sind, kommen sie durch die Gartentür geschossen und ich halte ihnen meine Spiegelscherbe entgegen, versuche sie damit zu blenden. Es hilft nichts. Sie dreschen auf mich ein, um mich davor zu beschützen, dass ich mich selbst verletze. Einer von ihnen bricht mir fast den Arm, damit ich die Scherbe loslasse. Dann drücken sie mich auf den Boden, pressen mein Gesicht in die Erde, Juwel des Kosmos. Ich fresse ein wenig Gras, dann ziehen sie mich auf die Beine.
„Eins zu Null für dich, Sonne.“ Denke ich, als sie mich in den Wagen zerren und dann muss ich lachen bis mir die Luft wegbleibt. Ich lache und kann nicht mehr aufhören, der Polizist auf dem Beifahrersitz schaut mich verwirrt an und ich lache ihm ins Gesicht. Dann wird mir schwarz vor Augen und ich sehe wieder den Punkt, den die Sonne in meine Netzhaut eingebrannt hat. Bis morgen.

© Sybille Lengauer

Das Erwachen

Veröffentlicht: März 18, 2011 in Gefasel, Politisches
Schlagwörter:, , , ,

Lass uns ein bisschen übers Leben reden, wenn sich Gefühle regen und die Gedanken aus dem Dunkel hin zum Licht bewegen. Wenn die Haut sich kräuselt,  wenn das Fleisch sich windet. Wenn das Gehirn, ganz zaghaft tastend, Antwort findet. Wenn man das Ungedachte sucht mit scheuem Blick und plötzlich schreckensbleich erkennt, es starrt zurück.

Lass uns ein bisschen fragen wie man sich wohl fühlt, wenn man den Schlaf erkennt, der jede Regung lähmt, der Menschen fügsam macht und selbst das freie Atmen hemmt.  Wenn man bemerkt, dass man nicht ist was man an anderen vermisst. Wenn die Erde bebt, sich der Vorhang hebt und das was auf der Bühne klebt ist nichts als Blut.

Lass uns ein bisschen raten ob man es goutiert, wenn sich das Leben langsam auseinanderschmiert und nicht ein Funke ungeniert mit redlich‘ Weisheit scheint verziert. Wenn sich die Taten rächen und von Selbstzweck sprechen, wenn Träume seifenblasengleich in tausend Stücke brechen. Weil man erkennt, dass man nicht ist was man bei anderen vermisst. Wenn man im Unbekannten wühlt nach etwas Glück und schließlich einsieht: es ist wie ein schlechter Fick.

Lass uns ein bisschen übers Hoffen reden, wenn sich die Augen heben und sich die Stimmen aus dem Kopf direkt ins Herz begeben. Wenn die Zunge plötzlich durch die Lippen sticht und man die Worte spricht, durch die man Regeln bricht. Wenn man die Fäuste hebt, wenn der Körper bebt und das was an den Fingern klebt ist nichts als Wut.

© Sybille Lengauer